Die Bahnfahrt auf das Jungfraujoch im Berner Oberland gehört für viele Touristen zu den Highlights eines Europatrips. Ab Dezember erreichen sie «Top of Europe» noch 17 Minuten schneller. Dafür entfällt ein Aussichtshalt in der Eigerwand.
Ab Fahrplanwechsel vom 11. Dezember dauert die Fahrt auf das Jungfraujoch – mit 3454 Metern ü.M. der am höchsten gelegene Bahnhof Europas – ab Kleiner Scheidegg nur noch 35 statt bisher 52 Minuten. Die 17 Minuten Zeitersparnis sind jedoch nicht nur den neuen Zugkompositionen zu verdanken, die schneller unterwegs sind.
Künftig entfällt nämlich ein fünfminütiger Zwischenstopp bei der Station Eigerwand auf 2864 Metern ü.M., wie Patricia Bickel, Sprecherin der Jungfraubahnen, einen Bericht der «Berner Zeitung» vom Donnerstag bestätigte.
Von den Panoramafenstern der Station bietet sich ein Blick auf die Kleine Scheidegg und auf die furchteinflössende Eigernordwand, wie ihn sonst nur die Kletterer in der Wand haben. Erhalten bleibt hingegen der Stopp bei der Station Eismeer, wo sich ein Panoramablick auf den Mittellegigrat, das Obere Eismeer und den Fieschergletscher bietet.
Asiaten mit knappem Zeitbudget
Laut Bickel entspricht die Einsparung von Reisezeit einem Bedürfnis der Gäste. Diese wünschten, mehr Zeit auf dem Jungfraujoch verbringen zu können. Diese Meinung teilen nicht alle Touristiker in der Region. «Meine Begeisterung hält sich in Grenzen», sagte der Geschäftsführer von Grindelwald Tourismus der «Berner Zeitung».
Den «Panoramablick auf unsere Region» habe man natürlich schon sehr geschätzt. Ein regionaler Reiseveranstalter gab zu Protokoll, dass die Reisegruppen aus dem Fernen Osten daran interessiert seien, «ihr Programm möglichst schnell durchzuziehen». Die Asiaten machen rund 70 Prozent an den jährlich über einer Million Gästen auf dem Jungfraujoch aus.
Licht brennt weiterhin
Ob die Station Eigerwand künftig doch noch wieder touristisch genutzt wird, ist noch offen. Die Infrastruktur werde nicht abgebaut, versichern die Jungfraubahnen. Und auch das Licht wird nicht gelöscht, das bei guter Fernsicht inmitten der Eigernordwand zu erkennen ist.
Die Station war 1903 in Betrieb genommen worden. In früheren Jahren war der Aussichtspunkt nur durch einen Zaun gesichert. Wind und Regen peitschten gegen die Kaverne am Berg, bevor der Ausguck durch Fenster abgedichtet wurde, was auch ängstlichen Gemütern einen geschützten Blick in die Tiefe ermöglichte.