Eine erniedrigende Behandlung von Flüchtlingen im Aufnahmezentrum der Insel Lampedusa schockiert Italien. Der staatliche Sender Rai zeigte Bilder von nackten Migranten auf Lampedusa, die in der Kälte im Freien aus hygienischen Gründen mit einem Mittel gegen Krätze abgespritzt werden.
Italiens Regierungschef Enrico Letta kritisierte am Dienstagabend diese «schlimmen Bilder» von Lampedusa. Er will klären lassen, wer für das Vorgehen verantwortlich ist. Fehlverhalten werde bestraft, kündigte Innenminister Angelino Alfano an.
«Ihre ‚Schuld‘ besteht darin, sich die Krätze zugezogen zu haben», kritisierte am Mittwoch die rechtsliberale Mailänder Zeitung «Corriere della Sera». Diese respektlose Behandlung der Flüchtlinge sei erniedrigend.
Die permanente Überfüllung des Zentrums sei unhaltbar, das Personal könne trotz aller Bemühungen nur unzulänglich helfen, erklärte das UNO-Flüchtlingshilfswerk UNHCR. Seit Jahren sei Rom gebeten, Migranten rascher von Lampedusa zu verlegen.
Viel zu lange auf Lampedusa
In dem TV-Bericht beklagte sich ein namentlich nicht genannter Flüchtling, wie ein «Tier» behandelt zu werden. Er habe mindestens 65 Tage in dem Zentrum verbracht, wobei Migranten doch innerhalb von 48 Stunden in einem anderen Zentrum untergebracht werden sollten, hielt das UNHCR fest.
Die Gemeindepräsidentin von Lampedusa, Giusi Nicolini, hat das Innenministerium in Rom für die Situation verantwortlich gemacht und von «KZ-ähnlicher» Behandlung gesprochen.
Massive Flüchtlingswellen aus Afrika und dem Nahen Osten sorgen immer wieder für Chaos auf der Insel, oft sind dann 1000 oder mehr Migranten in dem Zentrum untergebracht, das nur für 250 gebaut ist.