Experten haben an der Ruine des havarierten japanischen Atomkraftwerks Fukushima eine weitere hochradioaktive Zone entdeckt. Die Strahlung an einem Wasser-Auffangbehälter betrage über 100 Millisievert pro Stunde, teilte der Betreiber Tepco am Montag mit.
Bereits am Sonntag hatte Tepco von einer um das 18-fache gestiegenen Belastung an einem anderen Wassertank berichtet. Die Strahlung ist dort so hoch, dass sie binnen vier Stunden zum Tod führt. In Japan war nach der Katastrophe die Belastungsschwelle für Arbeiter auf 100 Millisiervert über fünf Jahre festgelegt worden. Japans Premier Shinzo Abe hat nun ein schnelles Eingreifen der Regierung angekündigt. Einzelheiten werden am Dienstag erwartet.
Immer weniger Menschen trauen dem Betreiber Tepco zu, die Lage in den Griff zu bekommen. Das radioaktiv verseuchte Wasser zum Kühlen der strahlenden Ruine ist ein besonderes Problem: Bereits vor einigen Tagen hatte Tepco mitgeteilt, dass 300 Tonnen hochradioaktiv verseuchtes Wasser aus einem Lagertank ausgelaufen seien. Zudem vermischt sich Grundwasser mit dem Kühlwasser. Zuletzt wurde zudem ein Leck an einer Verbindung zwischen zwei Wassertanks entdeckt.
Letzte Reaktoren werden abgeschaltet
Seit der Reaktorkatastrophe von Fukushima im März 2011 lehnt eine breite Öffentlichkeit in Japan Atomstrom ab, der davor ein Drittel des japanischen Energiebedarfs abdeckte. Am Montag wurde angekündigt, dass die beiden einzigen arbeitenden Atomreaktoren des Landes noch in diesem Monat für Kontrollen abgeschaltet werden.
Wegen fälliger Sicherheitskontrollen begannen Arbeiter den bislang noch arbeitenden Reaktor 3 in Oi in der westlichen Präfektur Fukui abzuschalten, wie ein Sprecher des Betreibers Kansai Electric Power mitteilte. Das Herunterfahren werde bis Dienstagmorgen abgeschlossen. Mitte September soll Reaktor 4 in Oi folgen. Wann die Reaktoren wieder in Betrieb gehen, stand nach Unternehmensangaben noch nicht fest. Die beiden Reaktoren waren im Juli 2012 trotz grosser Proteste der Öffentlichkeit hochgefahren worden.
Chancen für Olympische Spiele schwinden
Die gestiegene Strahlung mindert auch die Chancen für die japanische Hauptstadt auf einen Zuschlag für die Olympischen Spiele 2020. Das Internationale Olympische Komitee (IOC) entscheidet am Samstag zwischen den Bewerbern Tokio, Madrid und Istanbul. Offiziellen Angaben der japanischen Regierung zufolge ist die radioaktive Belastung in Tokio, das von der Unglücksstelle 230 Kilometer entfernt liegt, nicht höher als in London oder New York.