Zwei Kroketten, ein Cheeseburger, drei Gurkenscheiben und ein Wassereis: Das war eines der wenig ansprechenden Schulessen, die die eine neunjährige Schottin für ihren Blog fotografierte. Die Behörden untersagten ihr daraufhin das Fotografieren. Nach einer Welle der Empörung im Internet mussten sie das Verbot aber wieder aufheben.
Mehr als zwei Millionen mal wurde Martha Paynes Blog „Never Seconds“ (Niemals Nachschlag) aufgerufen, seit er vor rund sechs Wochen ins Netz gestellt wurde. Martha, die in der schottischen Küstenstadt Lochgilphead lebt, wollte mit dem Schreibprojekt Geld für die Hilfsorganisation Mary’s Meals sammeln, deren Ziel es ist, in armen Ländern kostenlos Schulessen zur Verfügung zu stellen.
Sie gab auf einer eigenen Skala, einem sogenannten „Food-o-meter“, jedem Gericht in der Schulkantine eine Bewertung. „Ich würde wirklich gerne wissen, wo die Hühner herkommen“, schrieb sie in einem ihrer Beiträge über Poulet-Fajitas. „Deshalb werde ich der Frau, die dafür zuständig ist, schreiben und sie fragen. Ich will wissen, wo die Henne lebte.“
Behörden waren „not amused“
Die Verwaltung der schottischen Grafschaft Argyll war „not amused“ und verboten der Neunjährigen, Fotos von ihrem Essen zu machen. Marthas Bilder seien irreführend und würden dem Personal in den Schulkantinen schaden. Besonders erzürnt waren sie über einen Bericht in der schottischen Zeitung „Daily Record“ mit dem Titel „Feuert die Dinner-Frauen“.
Marthas Vater argumentierte aber, dass seine Tochter nicht nur schlechte Bewertungen abgegeben habe und es nicht ihre Absicht sei, das Essen unappetitlich aussehen zu lassen.
Schliesslich war es aber der Shitstorm im Internet, der die Behörden am Freitag ihre Entscheidung revidieren liess. Unter anderem hatte Starkoch Jamie Oliver, der sich selbst für die Verbesserung des Schulessens in Grossbritannien einsetzt, Martha auf Twitter Mut zugesprochen.
Nach der Aufhebung des Fotoverbots bedankte sich Martha auf ihrem Blog bei ihren Unterstützern. Auch für Mary’s Meals war die mediale Aufmerksamkeit ein Erfolg. Allein am Freitag stiegen die Spenden an die Hilfsorganisation von 3000 auf 40’000 Pfund (knapp 59’700 Franken).