Der Schriftsteller Jürg Amann ist tot. Er starb 65-jährig am 5. Mai, wie seine Angehörigen am Dienstag mitteilten. Die Beisetzung habe auf Wunsch des Verstorbenen im engsten Kreis in der Bergkirche im Val Fex stattgefunden, heisst es in einer Todesanzeige in der «NZZ».
Jürg Amann verfasste über 40 Prosawerke, Theaterstücke und Hörspiele. Dafür wurde er unter anderem 1982 mit dem renommierten Ingeborg-Bachmann-Preis ausgezeichnet.
Geboren wurde er am 2. Juli 1947 in Winterthur. Sein Vater war Buchdrucker und Lyriker. Nach der Matura studierte Jürg Amann Germanistik, europäische Volksliteratur und Publizistik in Zürich und Berlin. 1973 promovierte er bei Emil Staiger über Franz Kafka.
Zunächst arbeitete er als Literaturkritiker für den «Tages-Anzeiger» sowie als Dramaturg fürs Schauspielhaus Zürich. 1975 wurde sein erstes Stück «Das Fenster» uraufgeführt, im Jahr darauf machte sich Amann als freier Schriftsteller selbstständig.
Jürg Amann befasste sich immer wieder in halbfiktionaler Weise mit Schriftstellern wie Franz Kafka, Robert Walser und anderen. In einem seiner letzten Büchern, «Wohin denn wir» (2012) verband er den Aufbruch der drei Tübinger Studenten Höderlin, Schelling und Hegel mit dem von drei jungen Studenten im Jahr 1969 nach Berlin.
Als letztes Werk erschien dieses Frühjahr Amanns Autobiografie von Jesus Christus «Vater, warum hast du mich verlassen». Sie beginnt mit den Worten «Ich, Jesus von Nazareth, bin als Kuckuckskind im Jahr Null zwischen den Jahren vor mir und den Jahren nach mir in Bethlehem geboren» und fasst alle vier Evangelien auf 100 Seiten zusammen.