Tausende Schüler und Studenten haben in Frankreich erneut gegen eine Reform des Arbeitsrechts protestiert. Sie blockierten am Donnerstag in Paris und anderen Städten Schulen und Universitäten und gingen auf die Strassen.
In Paris lieferten sich einzelne Demonstranten Auseinandersetzungen mit der Polizei. Zwei Beamte wurden dabei leicht verletzt, es gab zunächst drei Festnahmen. Am Rande der Demonstrationsstrecke wurden Bankfilialen und eine Immobilienagentur beschädigt. Die Polizei beklagte, in den Demonstrationszug hätten sich «Randalierer» gemischt.
Im nordwestfranzösischen Rennes stürmten hunderte Schüler gegen Mittag den Bahnhof, rund hundert von ihnen stiegen auch auf die Gleise. Die Bahn liess den Zugverkehr stoppen und kappte den Strom an den Oberleitungen. «Das ist ein ziemlicher Albtraum, wenn Leute auf die Gleise vordringen, vor allem Kinder», sagte ein Sprecher der Staatsbahn SNCF.
Die meisten Demonstranten verliessen den Bahnhof aber schnell wieder. Eine Gruppe Jugendlicher – einige von ihnen vermummt – lieferten sich in der Folge Auseinandersetzungen mit der Polizei vor dem Rathaus der Stadt. Die Beamten setzten dabei Tränengas ein. Ausschreitungen gab es auch in der südfranzösischen Hafenstadt Marseille.
Im ganzen Land wurden nach Angaben des Bildungsministeriums 115 Gymnasien blockiert, eine Schülervereinigung sprach von bis zu 200 Schulen. In Frankreich gibt es rund 2500 öffentliche Gymnasien. Mehrere Universitäten blieben geschlossen.
Weiterer Protesttag am 31. März
Bereits vor einer Woche waren in ganz Frankreich hunderttausende Menschen aus Protest gegen die Pläne der sozialistischen Regierung von Staatschef François Hollande auf die Strassen gegangen. Neben Studenten- und Schülerorganisationen hatten auch mehrere Gewerkschaften zu den Protesten aufgerufen.
Angesichts des heftigen Gegenwinds stellte die Regierung zwar am Montag eine abgeschwächte Version ihrer Reform vor, mit der unter anderem die 35-Stunden-Woche und der Kündigungsschutz gelockert werden sollen. Die Gegner der Reform halten die Zugeständnisse aber nicht für ausreichend. Am 31. März ist ein weiterer landesweiter Protesttag geplant, an dem dann auch wieder die Gewerkschaften marschieren wollen.
Die Reformpläne von Hollande und seinem Premierminister Manuel Valls sorgen auch in der eigenen Partei für Unmut. Viele Sozialisten halten das Vorhaben für zu unternehmerfreundlich und beklagen einen Rückschritt bei den Arbeitnehmerrechten. Die Regierung will die Gesetzesreform am kommenden Donnerstag durch das Kabinett bringen und vor der Sommerpause vom Parlament verabschieden lassen.