Einen Tag vor der umstrittenen Parlamentswahl in Thailand sind bei Zusammenstössen von Regierungsanhängern und -gegnern am Samstag nach Medienberichten mehrere Schüsse gefallen.
In Bangkok brach Panik aus, als ein bewaffneter Mann mit einem Sturmgewehr auf die Menschenmenge schoss, wie ein AFP-Reporter beobachtete. Mehrere Menschen seien verletzt worden, mindestens einer durch Schüsse, erklärten Rettungskräfte.
Das staatliche Radio sprach von zwei «bombenähnlichen» Detonationen. Diese hätten sich in der Nähe der Kreuzung ereignet, an der die rivalisierenden Gruppen aufeinandertrafen. «Die Lage ist angespannt und es ist nicht sicher dort», twitterte Sunai Phasuk von der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch.
Die Opposition hat eine Blockade der vorgezogenen Parlamentswahl am Sonntag angekündigt, da sie die Wiederwahl der insbesondere auf dem Land und bei ärmeren Stadtbewohnern beliebten Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra befürchtet.
Oppositionsführer Suthep Thaugsuban hatte am Freitagabend zu gewaltlosen Strassenblockaden aufgerufen. Er gelobte zugleich, die Menschen nicht an der Stimmabgabe zu hindern. «Ich glaube, dass diese Wahl ganz sicher ungültig sein wird», sagte Suthep.
Rund 49 Millionen Menschen sind in dem südostasiatischen Land aufgerufen, am Sonntag ihre Volksvertreter zu bestimmen. Ministerpräsidentin Yingluck Shinawatra selbst hatte die vorgezogene Parlamentswahl im Dezember ausgerufen, um Massenproteste gegen ihre Regierung zu beenden.
Yingluck bekräftigte am Samstag ihr Versprechen, direkt nach den Wahlen politische Reformen einzuleiten. Sie rief ihre Landsleute auf, ihre Stimme abzugeben. Der Forderung der Opposition, Reformen vor und nicht erst nach Neuwahlen durchzuführen, erteilte sie eine Absage.
«Die Wahlen zu verschieben hiesse nur, unsere Probleme zu verschieben», sagte die 46-Jährige. «Nach den Wahlen werden wir wie von den Demonstranten verlangt einen Reformprozess starten.»
Spannungen im Land
Das einflussreiche Militär, das in Thailand bereits mehrmals geputscht hat, verhält sich in der schon seit November andauernden Krise bislang neutral. Die Armee stürzte einst Yinglucks Bruder, den ehemaligen Ministerpräsidenten Thaksin Shinawatra.
Kritiker werfen der aktuellen Regierungschefin vor, nur eine Marionette des vor einer Haftstrafe ins Ausland geflohenen Thaksin zu sein. Dieser spaltet Thailand seit Jahren: Ärmere Landbewohner treten als seine leidenschaftlichsten Anhänger auf.
Dagegen werfen Bangkoks Mittelschicht, die traditionelle Elite sowie Oppositionelle im Süden des Landes der Familie Korruption, Verschwendung von Steuergeldern und Klientelpolitik vor.
Auch die Wahl steht unter dem Zeichen dieses Konflikts. Höchste Sicherheitsvorkehrungen wurden getroffen. Bei den bisherigen Ausschreitungen wurden zehn Menschen getötet und mehr als 500 verletzt.