Die obligatorische Schule ist heute so stark harmonisiert wie nie zuvor. Einzig beim Sprachunterricht hapert es: Hier lassen sich die Kantone kaum auf eine Linie bringen. Der Thurgau will das Frühfranzösisch abschaffen. In anderen Kantonen wird darüber diskutiert.
Eigentlich hatten sich die Kantone 2004 darauf geeinigt, ab der 3. Klasse die erste, ab der 5. Klasse die zweite Fremdsprache zu unterrichten. Eine davon muss eine Landessprache sein.
Doch Abweichungen von diesem Harmonisierungsziel könnten nicht ausgeschlossen werden, heisst es in einem am Mittwoch veröffentlichten Bericht der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK).
Zwar sei das vereinbarte Modell im kommenden Schuljahr in 23 Kantonen umgesetzt. Damit sei auch beim Sprachunterricht die Situation so einheitlich wie noch nie zuvor in der Schweiz.
Doch neben dem Thurgau könnten noch andere Kantone von der gemeinsamen Linie abweichen: In Luzern ist eine Volksinitiative hängig mit dem Ziel, auf der Primarstufe nur noch eine Fremdsprache zu unterrichten. Im Kanton Zürich wird eine solche lanciert.
Stimmvolk für Vereinheitlichung
Dass das Schulsystem überhaupt vereinheitlicht wird, geht auf eine Abstimmung im Jahr 2006 zurück: Damals sagte das Volk Ja zum Bildungsartikel und damit zur Vereinheitlichung gewisser Eckwerte im Schulsystem: Etwa dem Schuleintrittsalter oder der Dauer und Ziele der Bildungsstufen.
Der Bericht der EDK wertet nun aus, wie gut diese Vereinheitlichung in den letzten neun Jahren gelungen ist und zieht ein positives Fazit: Ab dem kommenden Jahr wird die Sekundarstufe I erstmals in allen Kantonen der Deutsch- und Westschweiz drei Jahre dauern.
Ausserdem besuchen die Kinder heute in 17 Kantonen, darunter der gesamten Westschweiz, zwei Jahre den Kindergarten. In sieben weiteren Deutschschweizer Kantone können die Eltern bereits heute oder künftig wählen, ob ihre Kinder ein zweijähriges Angebot besuchen oder nicht.