Im Grenzgebiet zwischen Israel und Syrien hat sich die Lage nach einem Schusswechsel auf den Golan-Höhen verschärft. Die syrische Armee zerstörte dort nach eigenen Angaben in der Nacht zum Dienstag ein israelisches Militärfahrzeug. Die israelische Armee dementierte.
Das israelische Fahrzeug habe die Waffenstillstandslinie überquert und sei auf den Ort Bir-Adscham im syrischen Teil der Golan-Höhen zugefahren, erklärte der syrische Generalstab am Dienstag. Die Streitkräfte hätten das Fahrzeug «mit allem, was es transportierte», zerstört.
Der Vorfall habe zum Ziel gehabt, die «Moral» der Rebellen in dem Gebiet zu erhöhen. In Bir-Adscham halten sich bewaffnete oppositionelle Gruppen auf.
Die israelische Armee sprach dagegen nur von einem Angriff auf eine israelische Patrouille auf den Golan-Höhen, woraufhin die Soldaten das Feuer erwidert hätten.
Das Fahrzeug der Patrouille sei bei dem Vorfall «leicht beschädigt» worden, schrieb ein Militärsprecher im Internetdienst Twitter. Es sei weder ein Fahrzeug «zerstört» noch sei «irgend jemand getötet» worden. Beim Zurückfeuern hätten die Israelis die Quelle der Schüsse auf syrischer Seite getroffen, erklärte die israelische Armee auf ihrer Internetseite. Israel hatte das Gebiet 1967 besetzt.
Angst vor Rolle der Hisbollah
Nach der grossangelegten Offensive der syrischen Armee in der Rebellenhochburg Al-Kusair nahe der Grenze zum Libanon stieg die Besorgnis angesichts der Rolle der schiitischen Hisbollah-Miliz im syrischen Bürgerkrieg.
US-Präsident Barack Obama drückte nach Angaben des Weissen Hauses in einem Telefongespräch mit dem libanesischen Staatspräsidenten Michel Suleiman am Montag seine Besorgnis darüber aus, dass die Miliz «auf der Seite des Regimes» von Staatschef Baschar al-Assad kämpfe.
Die syrische Luftwaffe hatte am Sonntagmorgen mit den Angriffen auf Al-Kusair begonnen. Anschliessend rückten Regierungstruppen und Hisbollah-Kämpfer auf die Stadt vor, dutzende Menschen wurden getötet, darunter auch zahlreiche Hisbollah-Kämpfer.
Wie aus Kreisen der libanesischen Bewegung verlautete, schickte die Hisbollah unterdessen«neue Elitetruppen» nach Al-Kusair. Der oppositionsnahen Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte zufolge leisten die Rebellen in dem Ort zehn Kilometer nordöstlich der Grenze zum Libanon «erbitterten Widerstand», um die rund 25’000 Zivilisten zu schützen.
Auch jenseits der Grenze bringt der syrische Bürgerkrieg Tod und Schrecken: Am Dienstag wurden im Libanon acht Menschen verletzt, als im grenznahen Bezirk Akkar acht Granaten einschlugen, die von Syrien aus abgefeuert worden waren. Unter den Verletzten seien mehrere syrische Flüchtlinge, berichtete die staatliche libanesische Nachrichtenagentur NNA.
Damaskus präsentiert Verhandlungsdelegation
Die syrische Führung präsentierte laut europäischen Diplomaten unterdessen eine Liste mit mehreren Ministern, die an Verhandlungen mit der Opposition teilnehmen könnten. Demnach wurde die Liste mit den fünf Kabinettsmitgliedern – darunter Ministerpräsident Wael al-Halaki – bereits Anfang März an Moskau übermittelt, das als engster Verbündeter der syrischen Regierung gilt.
Die syrische Opposition forderte hingegen die Bildung einer Übergangsregierung unter Schirmherrschaft der UNO. Die in der Nationalen Koalition gebündelte Opposition lehnte allerdings jede Teilnahme von Präsident Assad am Übergangsprozess ab. Das Bündnis traf sich auf Einladung der spanischen Regierung am Montag und Dienstag in Madrid.