Am Montag erlischt das Schutzmachtmandat der Schweiz für die USA in Havanna. Kuba und die Vereinigten Staaten nehmen wieder direkte diplomatische Beziehungen auf.
Laut dem Schweizer Botschafter in Washington, Martin Dahinden, hat sich US-Aussenminister John Kerry in einem Schreiben an Bundesrat Didier Burkhalter für die Dienste der Schweiz bedankt. Auf dem Höhepunkt des Kalten Krieges hatten die USA die Beziehungen zu Kuba abgebrochen und die Schweiz angefragt, für sie ein Schutzmachtmandat zu übernehmen. 54 Jahre lang hat die Schweiz die diplomatischen Interessen der Vereinigten Staaten in Kuba wahr genommen.
Das Mandat gab den Schweizer Diplomaten in den ersten Jahren und vor allem während der Kuba-Krise viel Arbeit. Der Konflikt zwischen den USA und der Sowjetunion eskalierte im Oktober 1962, als auf Kuba neue Mittelstreckenraketen stationiert wurden. Die Schweizer Diplomaten wirkten damals als Vermittler und versuchten laut Dahinden, Fehlwahrnehmungen auf beiden Seiten zu korrigieren.
Schweiz über Annäherung informiert
Die Schweiz half den beiden Staaten 1977 sogenannte «Interessen-Abteilungen» zu etablieren, wo über die Schweizer Botschaft amerikanische Diplomaten in Havanna und kubanische Kollegen in Washington arbeiten konnten. Seitdem habe das Mandat keine grosse inhaltliche Bedeutung mehr, sagte Dahinden am Freitag vor den Medien in Washington.
Die Schweiz spielte keine tragende Rolle bei der diplomatischen Annäherung, auf die Kanada und der Vatikan drängten und die Obama letzten Dezember ankündigte. Die Amerikaner hätten die Schweizer aber über die Verbesserung der Beziehungen stets informiert.
Durch die Öffnung der USA gegenüber Havanna verändere sich die Schweizer Kubapolitik nicht. Diese sei seit langem definiert und die Beziehungen der beiden Länder gut.
Noch kein US-Botschafter in Havanna
Zwar wird am Montag in Havanna formell die US-Botschaft eröffnet, ein offizieller US-Botschafter wird dort aber offenbar noch nicht anzutreffen sein. Zuerst übernimmt ein Geschäftsträger die Aufgaben. Die Ernennung eines Botschafters ist in den USA innenpolitisch ein schwieriges Unterfangen.
Dahinden ist am Montag zu einer Eröffnungsfeier in der kubanischen Vertretung in Washington eingeladen. Ebenfalls am Montag wird das Schild an der Schweizer Botschaft entfernt, das auf die kubanische Interessenabteilung hingewiesen hatte.
Dies geschehe aber ohne Feierlichkeiten: «Da kommt einer mit einem Schraubenzieher und die Tafel wird abmontiert,» sagte Dahinden. Ein ähnliches Schutzmachtmandat hat die Schweiz für die USA im Iran. Auch zwischen Georgien und Russland ist die Schweiz der diplomatische Botengänger und Vermittler.