Schwach, schwächer, Schweiz

Für Schweden gab es den erhofften Triumph, für die Schweiz reichte es wie erwartet nicht einmal für das Halbfinal: Der 60. Eurovision Song Contest (ESC) in Wien ist Geschichte. Insgesamt 195 Millionen Menschen weltweit sahen am Samstagabend die fast vierstündige Show.

Schwedens ESC-Gewinner Måns Zelmerlöw geniesst das Bad in der Menge am Flughafen in Stockholm. (Bild: sda)

Für Schweden gab es den erhofften Triumph, für die Schweiz reichte es wie erwartet nicht einmal für das Halbfinal: Der 60. Eurovision Song Contest (ESC) in Wien ist Geschichte. Insgesamt 195 Millionen Menschen weltweit sahen am Samstagabend die fast vierstündige Show.

Mit der Pop-Hymne «Heroes» und satten 365 Punkten gewann der Sänger Måns Zelmerlöw für Schweden den diesjährigen Eurovision Song Contest in Wien. Damit siegte das skandinavische Land zum sechsten Mal bei dem traditionsreichen Musikwettbewerb, der seit 1956 durchgeführt wird.

Der ESC wird somit 2016 wahrscheinlich in Stockholm ausgetragen, wenn sich das Siegerland denn für seine Hauptstadt entscheidet. Auf den zweiten Platz kam Russlands Vertreterin Polina Gagarina (303 Punkte) vor dem Italien-Trio Il Volo (292) auf Platz drei.

Die Schweizer Kandidatin Mélanie René, die mit ihrem selbstgeschriebenen Song «Time to Shine» zwar eine solide Leistung ablieferte, erreichte am zweiten Halbfinal am Donnerstag den Final nicht. Wie die ESC-Organisatoren am Sonntag bekannt gaben, verbuchte die 24-jährige Genferin nur gerade 4 Punkte und belegte damit noch hinter San Marino mit 11 Punkten und Island mit 14 Punkten den letzten Platz.

Final nicht ganz ohne die Schweiz

Norwegen, das vom Duo Mørland & Debrah Scarlett mit der Basler Sängerin Debrah Scarlett im Final vertreten wurde, kam auf Platz 8. Scarlett, die eigentlich Joanna Deborah Bussinger heisst, hat einen Schweizer Vater und eine norwegische Mutter; sie wuchs – abgesehen von wenigen Jahren in Norwegen – in der Schweiz auf. Für Norwegen entdeckt wurde sie vom Sänger Mørland, nachdem sie auf Veranlassung ihrer Mutter bei der Castingshow «The Voice of Norway» mitgemacht hatte.

Deutschland holte in Wien null Punkte und teilte sich mit Gastgeber Österreich den letzten Platz. 27 Lieder – so viele wie noch nie – konkurrierten beim grossen Finale in der Wiener Stadthalle um den Sieg. Erstmals war auch Australien als Ehrengast eingeladen. Mit dem Sieg ist kein Geld, sondern nur eine Trophäe verbunden – ausserdem die ESC-Austragung im Folgejahr.

Beim ESC 2014 hatte die bärtige Dragqueen Conchita Wurst mit der pompösen Popballade «Rise Like A Phoenix gewonnen, 2013 die Dänin Emmelie de Forest («Teardrops»).

Frankreich trotzt

Das ESC-Finale lieferte die erwartete Show mit vielen spektakulären Auftritten. Vor allem Gewinner Zelmerlöw setzte mit seinem Auftritt und dem Lied «Heroes» Massstäbe, besonders durch die spektakulären visuellen Effekte. Er wurde auf der Bühne von animierten Strichmännchen begleitet und tanzte perfekt abgestimmt.

Rund hundert Fans begrüssten Zelmerlöw am Sonntagnachmittag bei seiner Rückkehr nach Stockholm mit frenetischem Jubel. «Er ist mein grosses Idol, der perfekte Schwiegersohn», sagte eine Frau dem Fernsehsender SVT am Flughafen der Hauptstadt.

Während Schweden jubelt, leckt neben Deutschland und Österreich auch Frankreich seine Wunden: Dort löste das enttäuschende Abschneiden von Lisa Angell, die mit ihrem Chanson «N’oubliez pas» («Vergesst nicht») an den Ersten Weltkrieg erinnerte, auch grundsätzliche Kritik am ESC aus.

Die Kandidatin selbst erlebte ihren 25. Platz als «Ungerechtigkeit». Ihr Produzent Jean-Claude Camus forderte sogar, dass Frankreich eine Zeitlang nicht mehr an dem Wettbewerb teilnehmen solle. Er machte es den anderen Teilnehmern zum Vorwurf, nicht in ihrer Landessprache zu singen. Frankreich landete in den vergangenen Jahren häufig auf den hinteren Plätzen, seinen letzten Eurovisions-Sieg fuhr das Land 1977 ein.

Sogar China übertrug die Musikshow

Auch wenn es nicht zum Sieg gereicht hat, wurde für Australien die erste Teilnahme an einem ESC-Finale zum vollen Erfolg. Der Sänger Guy Sebastian kam mit 196 Punkten hinter dem viertplatzierten Belgien auf Platz fünf. Australien hatte zum 60. ESC ein Startrecht über eine Wildcard bekommen, weil das Land den Wettbewerb seit Jahrzehnten mit grosser Leidenschaft verfolgt.

Der ESC gilt als der am meisten beachtete Musikwettbewerb der Welt, laut dem europäischen Fernsehverbund sahen geschätzt wohl weltweit wieder 195 Millionen Menschen zu. Erstmals übertrug auch China die Show live.

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