Schwacher Trost: Absteiger FCZ holt Cup-Trophäe

Vier Tage nach dem Abstieg tröstet sich der FC Zürich ein wenig: Er wird dank des 1:0 im Final gegen Lugano auf dem heimischen Letzigrund zum neunten Mal Cupsieger. Die Stimmung bei diesem Endspiel vor nur 21’500 Zuschauern besetzten Letzigrund war bizarr.

Ein Spruchband der FCZ Fans in der Suedkurve mit den Aufschrift "Guenned de Final, goend hei und schaemed oi wiiter" waehrend Schweizer Fussball Cup Final zwischen dem FC Lugano und dem FC Zuerich, im Stadion Letzigrund in Zuerich, am Sonntag, 29. Mai 2016. (KEYSTONE/PATRICK B. KRAEMER)

(Bild: Keystone/PATRICK B. KRAEMER)

Vier Tage nach dem Abstieg tröstet sich der FC Zürich ein wenig: Er wird dank des 1:0 im Final gegen Lugano auf dem heimischen Letzigrund zum neunten Mal Cupsieger. Die Stimmung bei diesem Endspiel vor nur 21’500 Zuschauern besetzten Letzigrund war bizarr.

Die Entscheidung fiel kurz vor der Pause. Nach einem Corner konnte Luganos Keeper Salvi den Ball nicht festhalten und Sangoné Sarr konnte aus fünf Metern einschieben (41.). Die Tessiner reklamierten ein Foul am Torhüter im Fünfmeterraum, doch war der FCZ-Stürmer Alexander Kerschakow korrekt und mit dem Rücken zum Gegner hochgesprungen.

Der Zürcher Vorteil hatte sich zunächst nicht abgezeichnet. Die Bianconeri, offenkundig beseelt vom überraschenden Ligaerhalt, beherrschten den angezählten Kontrahenten.

Der gehaltene Penalty, die glückhafte Führung

Anastasios Donis (6.) verpasste früh eine erstklassige Chance. Und in der 33. Minute scheiterte Mattia Bottani mit einem Foulpenalty an Anthony Favre, den der Zürcher Goalie selber verschuldet hatte.



Zuerich's Torhueter Anthony Favre, links haelt den Penalty von Luganese Mattia Bottani, rechts, im Kampf um den Ball gegen den im Schweizer Fussball Cup Final zwischen dem FC Lugano und dem FC Zuerich , im Stadion Letzigrund in Zuerich, am Sonntag, 29. Mai 2016. (KEYSTONE/<#1<)

Anthony Favre: Der FCZ-Goalie verschuldet erst einen Elfmeter, begrenzt den Schaden aber mit der Parade gegen Mattia Bottanis Penalty. (Bild: Keystone/WALTER BIERI)

Sekunden nach seinem Fehler setzte der Romand mit seinem Big Save einen womöglich entscheidenden Akzent. Die Tessiner verloren an Fahrt, Zürich hingegen legte spürbar zu – nach dem glückhaften 1:0 ohnehin. Und selbst von den verletzungsbedingten Ausfällen der beiden Leader Burim Kukeli und Gilles Yapi liess sich der FCZ nicht (mehr) stoppen.

Zemans Trainerkarriere bleibt ungekrönt

In der zweiten Hälfte glich sich die Partie aus. Lugano versuchte Druck aufzusetzen, hatte mehr Ballbesitz, aber nur wenige Chancen. Die beste vergab Donis bei seinem Schlenzer an den Pfosten (62.). Der FCZ stand bei einigen gefährlichen Kontern einem zweiten Tor nahe. Kerschakow beispielsweise traf nach 57 Minuten ebenfalls nur den Pfosten.



FC Zuerich Trainer Uli Forte schuettelt dem Tessiner Trainer Zdenek Zeman die Hand nach dem Schweizer Fussball Cup Final FC Lugano gegen den FC Zuerich im Stadion Letzigrund in Zuerich, am Sonntag, 29. Mai 2016. Der FCZ gewann das Spiel. (KEYSTONE/Samuel Golay)

FCZ-Nothilfetrainer Uli Forte schüttelt dem sichtlich emotional angefassten Lugano-Coach Zdenek Zeman die Hand nach dem Final. (Bild: Keystone/SAMUEL GOLAY)

Lugano fehlte letztlich nicht die Kraft, sondern weitgehend das Format, den künftigen Zweitligisten nachhaltig unter Druck zu setzen. Zdenek Zeman führte die höchst mittelmässig bestückte Squadra zwar unter die Top 9 der Super League, ein Coup wie 1993 (4:1 gegen GC) blieb dem ergrauten Maestro verwehrt. Er bleibt in seiner langen Trainerkarriere ohne Titel.

Die bizarre Ambiance im Letzigrund

Zürich wird nach einem Sommer der angekündigten Besinnung und Umstrukturierung als prominentester Vertreter der Challenge League in der Gruppenphase der Europa League fortfahren. Unter Umständen pendelt die Equipe in ein paar Monaten zwischen Manchester und Le Mont. Der europäische Bonus von 2,5 Millionen Euro ist vor allem in wirtschaftlicher Hinsicht Gold wert. In seiner aktuellen Lage ist der Verein auf jeden zusätzlichen Cent angewiesen.

Die Ambiance wirkte unwirklich – wohl für alle Beteiligten. Ausgelassene Freude kam nicht auf, zu sehr drückt der Fall in die sportliche Anonymität auf das Gemüt der Protagonisten. Und nach dem Schlusspfiff? Sofort der Jubel, kräftiger Applaus? Positive Emotionen? Mitnichten.

Zwischen zwei Sektoren bekämpften sich unmittelbar nach Spielschluss einige Zürcher Fan-Gruppierungen. Pfiffe, Schläge, Tritte. Es war nur eine Minderheit, die sich für einen Moment in den Vordergrund drängte; aber sie senkte die Laune. Besinnung tut gut und im Fall einiger Fanatiker dringend Not.

Das bizarre Ende hatte sich irgendwie angekündigt. Denn was ein Teil der Kurve vom eigentlichen Cup-Festtag hielt, wurde deutlich, als schon vor dem Anpfiff im Minutentakt schwere Knallkörper detonierten: wenig, bis nichts. Ihr Gruss an die Spieler war kein freundlicher: «Gewinnt den Final, geht nach Hause und schämt euch weiter!»

91. Endspiel um den Schweizer Cup

Lugano–Zürich 0:1 (0:1)
Letzigrund, Zürich. – 21’500 Zuschauer. – SR Bieri.
Tor: 41. Sarr 0:1.

Lugano: Salvi; Veseli, Datkovic, Urbano, Jozinovic; Sabbatini (60. Crnigoj), Piccinocchi, Rey; Alioski (56. Tosetti), Anastasios Donis (70. Rossi), Bottani.
Zürich: Favre; Koch, Nef, Kecojevic, Kukeli (20. Grgic); Sarr, Yapi (52. Cabral), Vinicius; Buff (74. Chiumiento); Bua, Kerschakow.
Bemerkungen: Lugano ohne Djuric (gesperrt), Culina und Padalino. Zürich ohne Brecher, Etoundi, Alesevic, Schönbächler, Kleiber, Sanchez und Brunner. Kukeli und Yapi verletzt ausgeschieden. 33. Favre hält Foulpenalty von Bottani. Pfostenschüsse: 57. Kerschakow, 62. Anastasios Donis (Schuss von Torhüter Favre abgelenkt). Verwarnungen: 17. Sarr (Foul), 32. Favre (Foul), 41. Sabbatini (Reklamieren), 71. Buff (Hands), 73. Rossi (Foul), 82. Veseli (Foul), 92. Vinicius (Spielverzögerung), 92. Rey (Foul).

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