Forschende der ETH Zürich haben eine Überwachungsanlage für Versuchsfelder entwickelt, mit der sich Pflanzenwachstum und Feldbedingungen genau beobachten lassen. Inspiriert ist die Idee von Technik zur Fussballübertragung.
Über einem Feld in Lindau-Eschikon ZH schwebt eine Kamera an Aramidseilen aufgespannt zwischen vier hohen Masten. Das Areal gehört zum agrarwissenschaftlichen Forschungsbetrieb der ETH Zürich. Hier wollen die ETH-Forschende künftig genau beobachten, was sich auf den hunderten kleinen Plots ihres Versuchsfeld abspielt.
Sie wollen herausfinden, worin sich einzelne Nutzpflanzensorten unterscheiden, wie lange sie bis zur Blüte brauchen, wie ihre Entwicklung von Temperatur und Bodenfeuchte abhängt oder auch wie sich Pilzkrankheiten und Unkraut auf dem Feld ausbreiten. «Die Anlage hilft langfristig der Pflanzenzüchtung und der Präzisionslandwirtschaft», erklärte Achim Walter in einer Mitteilung der ETH vom Montag.
Vom Spielfeld zum Versuchsfeld
Auf die Idee für diese Feldüberwachungsanlage mit schwebender Kamera kam Walter dank Technik zur Fussballübertragung: Die «Spider Cams», die auch bei der derzeitigen Fussball-EM zum Einsatz kommen, vermitteln den Fans am Bildschirm den Eindruck, übers Spielfeld zu fliegen.
Ähnlich funktioniert das Prinzip der kürzlich eingeweihten Feldüberwachungsanlage: Der Sensorkopf ist an Doppel-Aramidseilen zwischen vier Masten aufgespannt und schwebt so bis zu sieben Meter über dem Versuchsfeld. Er ist mit mehreren Kameras – unter anderem im Infrarotbereich -, Laser-Messgeräten und zwei Spektrometern bestückt, wie die ETH schrieb.
Sensoren für die Landwirtschaft
Durch elektrische Seilwinden am Fuss der Masten lassen sich die Seillängen genau steuern. Die Forschenden können den Sensorkopf so frei und hoch präzise über das gesamte Feld bewegen, ohne die Pflanzen zu berühren. Neben wertvollen Versuchsdaten soll die Anlage auch Erkenntnisse liefern, wie sich künftig verschiedene Sensoren – in Traktoren, Drohnen oder Smartphones – für die Landwirtschaft einsetzen lassen. Und welche Grenzen ihr Einsatz hat.
«In zehn Jahren wird das Auge des Landwirts und des Züchters durch eine Vielzahl von Sensoren unterstützt werden, um Krankheiten zu erkennen und über mögliche Anwendungen von Hilfsstoffen informiert zu werden», sagte Walter. Mit der Anlage hoffen die Forscher, Herausforderungen dieser Entwicklung früher und genauer erkennen und untersuchen zu können.