Schweden hat am Sonntag an die nicht aufgeklärte Ermordung des früheren Ministerpräsidenten Olof Palme vor 30 Jahren erinnert. «Die Wunde ist immer noch offen», sagte Regierungschef Stefan Löfven, während er an Palmes Grab in Stockholm rote Rosen niederlegte.
Nur einen Steinwurf von dem Friedhof entfernt war der sozialdemokratische Politiker am 28. Februar 1986 erschossen worden. Palme war mit seiner Frau Lisbeth nach einem Kinobesuch auf dem Weg nach Hause, als er mit zwei gezielten Schüssen aus nächster Nähe niedergestreckt wurde – seinen Leibwächtern hatte er für den Abend freigegeben.
Der Fall ist bis heute nicht geklärt, auch die Tatwaffe wurde nie gefunden. Der Mord des charismatischen Politikers war für das Land mit seiner offenen Gesellschaft ein Schock.
Nach einer umstrittenen Gegenüberstellung fast drei Jahre nach der Tat hatte Lisbeth Palme den drogenabhängigen Kleinkriminellen Christer Pettersson als Täter identifiziert. Er wurde im Juli 1989 verurteilt, wenige Monate später aber in nächster Instanz aus Mangel an Beweisen wieder freigesprochen.
Nachdem er sich anfänglich mit der Tat gebrüstet hatte, beteuerte er später seine Unschuld. 2004 starb er.
134 Geständnisse
Bis heute dauern die Ermittlungen an: Die Akten im Fall Palme füllen inzwischen 250 Laufmeter, mehr als 10’000 Menschen wurden befragt. 134 Personen gestanden die Tat, ihre Aussagen galten jedoch stets als wenig plausibel.
Ihrerseits vermuteten die Ermittler unterschiedliche Gruppen wie die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), das schwedische Militär oder den südafrikanischen Geheimdienst hinter dem Mord. Doch alle Thesen liefen ins Leere.
Vor allem am Anfang waren die Ermittlungen allerdings von schweren Fehlern behaftet, möglicherweise wichtige Hinweise wurden dabei zerstört. Dennoch zeigte sich Chefermittlerin Kerstin Skarp in der vergangenen Woche «optimistisch», dass der Fall eines Tages gelöst würde.
Regierungschef Löfven sagte dazu am Sonntag, er denke, der Mörder stehe bereits fest: «Wir haben eine Zeugin, Lisbeth Palme, die sagte, es war Christer Pettersson, und ich glaube das.»
Ein Mann mit vielen Feinden
Palme wurde von vielen bewundert, hatte im In- und Ausland aber auch viele Feinde. Der einstige Linksaktivist verärgerte Washington mit seiner Kritik am Vietnam-Krieg; er unterstützte kommunistische Regierungen in Kuba und Nicaragua, sprach sich gegen Apartheid und Atomkraft aus und befürwortete die Umverteilung von Vermögen.
In Schweden schuf er die Basis für die Gleichberechtigung von Frau und Mann, von der die Gesellschaft bis heute profitiert.