Die Schweden haben ihre bürgerliche Regierung unter dem Konservativen Fredrik Reinfeldt laut einer Prognose abgewählt. Die Vier-Parteien-Koalition rutschte demnach bei der Parlamentswahl am Sonntag im Vergleich zu 2010 deutlich ab.
Sie sei mit 39,7 Prozent (2010: 49,3 Prozent) hinter einem Block aus Sozialdemokraten, Grünen und Linken mit 44,8 Prozent gelandet, hiess es in der ersten Prognose nach Schliessung der Wahllokale. Für diesen Fall hatte Reinfeldt im Vorfeld seinen Rücktritt angekündigt.
Die Prognose kommentierte der Ministerpräsident zunächst nicht. «Natürlich ist es eine Enttäuschung. Wir hatten auf ein besseres Ergebnis gehofft», sagte der Parteisekretär der Konservativen, Kent Persson, im schwedischen Rundfunk.
Historischer Erfolg
Die Schwedendemokraten feiern nach der Prognose einen historischen Erfolg: Mit 10,5 Prozent werden sie drittstärkste Partei im Reichstag. 2010 hatten die Rechtspopulisten mit 5,7 Prozent zum ersten Mal den Einzug in das Parlament geschafft.
Jetzt könnte die Feministische Initiative (FI) erstmals Sitze im Reichstag ergattern. Laut der Prognose liegt sie genau bei den benötigten vier Prozent. «Wir sind nervös, aber hoffnungsvoll», sagte FI-Sprecherin Sissela Nordling Blanco.
Obwohl die Sozialdemokraten ihr erklärtes Ziel von 35 Prozent nach den Zahlen klar verfehlten (31,1 Prozent; 2010: 30,66 Prozent), könnte es nun an Reinfeldts Herausforderer Stefan Löfven sein, eine Regierung zu bilden.
Der frühere Gewerkschaftsboss will am liebsten mit den Grünen (7,1 Prozent) regieren, zeigte sich aber stets offen für eine Zusammenarbeit über Blockgrenzen hinaus.
Sollte die Feministische Initiative den Sprung ins Parlament schaffen, hätte er einen möglichen Bündnispartner mehr. Doch auch dann könnten die Schwedendemokraten ihm bei vielen Entscheidungen einen Strich durch die Rechnung machen.
«Neue Richtung»
«Ich denke, alles deutet darauf hin, dass sich das schwedische Volk eine neue Richtung für Schweden wünscht. Ich freue mich auf Stefan Löfven als Ministerpräsidenten», kommentierte die Sozialdemokratin Karin Jämtin am Sonntagabend.
Mehr als sieben Millionen Schweden waren aufgerufen, über die Verteilung von 349 Sitzen im schwedischen Reichstag abstimmen. Gleichzeitig war ihre Stimme bei den Kommunal- und Regionalwahlen gefragt. Über 2,4 Millionen Schweden wählten in diesem Jahr vorab – ein Rekord. Am Montag sollte die endgültige Auszählung der Stimmen beginnen.