Der schwedischen Justiz läuft die Zeit im Verfahren gegen den Wikileaks-Gründer Julian Assange wegen Sexualdelikten davon. Die Ermittler wollen Assange in Ecuadors Londoner Botschaft vernehmen – dazu brauchen sie aber die Erlaubnis Ecuadors.
Dies teilte das Büro der mit dem Fall betrauten schwedischen Staatsanwältin Marianne Ny am Donnerstag mit. Assange sitzt seit drei Jahren in der ecuadorianischen Botschaft in London fest.
Zwei schwedische Frauen werfen dem Australier «Vergewaltigung» und «sexuelle Übergriffe» im Sommer 2010 in Schweden vor. Der 44-jährige Australier spricht dagegen von «einvernehmlichem Sex».
Voraussetzung für die förmliche Eröffnung eines Verfahrens gegen Assange ist dessen vorherige Vernehmung. Die Assange zur Last gelegten sexuellen Übergriffe verjähren am 13 . beziehungsweise am 18. August, die Vergewaltigung im Jahr 2020.
Assange fürchtet Auslieferung
Assange weist die gegen ihn erhobenen Vorwürfe zurück und bezeichnet sie als politisch motiviert. Er fürchtet nach eigenen Angaben, von Schweden an die USA ausgeliefert zu werden, wo ihm ein Prozess wegen Geheimnisverrats und möglicherweise die Todesstrafe droht.
Assange floh im Juni 2012 in die ecuadorianische Botschaft in London, nachdem er in Grossbritannien alle Rechtsmittel gegen den Auslieferungsantrag Schwedens ausgeschöpft hatte.
Wikileaks veröffentlichte in den vergangenen Jahren immer wieder geheime Dokumente, die unter anderem das Vorgehen der US-Streitkräfte im Irak und in Afghanistan beleuchteten. Assange zog damit den Zorn der US-Regierung auf sich.
Zuletzt machte Wikileaks eine Reihe von Dokumenten publik, die zeigen, wie der US-Geheimdienst NSA die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, mehrere deutsche Minister und mindestens drei französische Präsidenten ausspionierte.