Ohne den Euro-Mindestkurs der Nationalbank wäre die Schweiz mit grosser Wahrscheinlichkeit in eine markante Rezession geschlittert. Diese Meinung vertritt Wirtschaftsprofessor Aymo Brunetti in einem Interview.
Die Exportindustrie wäre sogar in eine schwere Rezession geraten, die strukturelle Schäden verursacht hätte, meint der ehemalige Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) in einem am Samstag in den Zeitungen „Tages-Anzeiger“ und „Bund“ veröffentlichten Interview.
Gemäss Brunetti wäre die Exportindustrie zu Unrecht in eine Krise hineingezogen worden. Der Wechselkurs habe mit der Realität der Wirtschaftsentwicklung nichts zu tun gehabt, sondern mit der Panik auf den Finanzmärkten. Die Akteure hätten Sicherheit um jeden Preis gesucht.
Mit dem seit September 2011 geltenden Euro-Mindestkurs von 1.20 Franken bewege man sich wegen der höheren Inflation im Euroraum immer mehr auf einen Gleichgewichtskurs zu, meint Brunetti weiter. Das bedeute auch, dass man in den nächsten zwei bis drei Jahren aus dem Mindestkurs aussteigen müsse.
Zum jetzigen Zeitpunkt sei der Ausstieg aber noch zu früh. Die Beruhigung im Euroraum müsse sich zuerst konsolidieren. Der Ausstieg aus dem Mindestkurs werde eine grosse Herausforderung und ein Schritt, den man so noch nie getestet habe, sagte Brunetti.