Das Schweizer Fedcup-Team strebt in Genf gegen Frankreich mit Timea Bacsinszky und Belinda Bencic in den ersten beiden Einzeln den Einzug in den Halbfinal an.
Captain Heinz Günthardt sprach hinterher von einem schwierigen Entscheid, aber einer Wahl, bei der er «nichts falsch machen konnte». «Leider können nur zwei Einzel spielen», erklärte der erfahrene Zürcher. Bencic bekam den Zuschlag, obwohl sie als Nummer 81 der Welt 18 Positionen hinter Viktorija Golubic klassiert ist. «Es ist ein Privileg, dass ich drei Spielerinnen auf höchstem Niveau habe», freute sich Günthardt. Den Auftakt macht am Samstag (14.00 Uhr) die unbestrittene Teamleaderin Timea Bacsinszky (WTA 16) gegen die französische Nummer 2 Alizé Cornet (WTA 43). Anschliessend trifft Bencic in der Palexpo-Halle 7 auf ihre beste Freundin Kristina Mladenovic (WTA 31), die am Sonntag in St. Petersburg ihren ersten WTA-Titel gewann. «Es war ein Entscheid des Bauches», erklärte der Captain, «nicht des Verstandes.»
Es geht in Genf um viel. Das Duell zwischen den Nachbarn ist ein vorweggenommener Halbfinal. Der Sieger trifft am 22. und 23. April auf die Niederlande oder Weissrussland. Die Niederländerinnen verfügen in Kiki Bertens nur über eine Top-100-Spielerin, die Weissrussinnen ohne die eben erst Mutter gewordene Viktoria Asarenka über gar keine. Auf dem Papier ist die Begegnung gegen Frankreich absolut offen, auch weil die beste Französin Caroline Garcia Captain Yannick Noah einen Korb gab. Allerdings hat das Jahr für seine Schützlinge deutlich besser begonnen als für die Schweizerinnen.
Der Teamgeist als Trumpf
Bencic hat 2017 – wie Golubic – noch keinen offiziellen Match gewonnen, und Bacsinszky verpasste die ersten beiden Turniere wegen einer Bauchmuskelverletzung, ehe sie sich am Australian Open bis in die 3. Runde kämpfte. Cornet hingegen stand in Brisbane im Final, während Mladenovic in St. Petersburg triumphierte. Günthardt lässt sich davon nicht entmutigen: «Im Match kann man nichts vom Vortag mitnehmen, es beginnt alles bei null.» Ausserdem hätten im Training auf dem mittelschnellen Belag alle sehr gut trainiert.
Schliesslich zählen der Captain und seine Spielerinnen auf den Teamgeist. «Sie pushen sich gegenseitig.» Deshalb würden sie Leistungen vollbringen, zu denen sie wohl in der 1. Runde eines Turniers nicht fähig wären. «Ich bin sehr stolz auf diese Equipe», schwärmte Günthardt. «Es ist nicht einfach, diesen Esprit hinzukriegen.» Ein Beispiel dafür ist die Reaktion von Golubic. Sie akzeptierte ihre Nicht-Nomination klaglos, obwohl sie bei der 2:3-Niederlage im letztjährigen Halbfinal gegen Tschechien mit zwei Siegen die überragende Spielerin war. «Ich werde von der Bank aus alles geben, was ich kann», versicherte die Zürcherin.
Bencic mit Gänsehaut
Der Entscheid zugunsten von Bencic ist jedoch durchaus logisch. Sie agierte in diesem Jahr beim nicht für die Weltrangliste zählenden Hopman Cup in Perth stark und hatte in Melbourne (gegen Serena Williams) und St. Petersburg (gegen Daria Kassatkina) auch einiges Pech mit der Auslosung. «Ich freue mich extrem», sagte die 19-jährige Ostschweizerin vor ihrem ersten Fedcup-Heimspiel. Den Halbfinal in Luzern verpasste sie vor zehn Monaten verletzungsbedingt. «Aber ich hatte schon beim Zuschauen in der Halle Gänsehaut.» Die bisher drei Duelle gegen die aufschlagstarke Mladenovic (2:1 Siege für die Französin) waren alle sehr eng und gingen über drei Sätze. Am Hopman Cup verlor Bencic nach gewonnenem Startsatz. «Dieser Match wird mir sicher helfen», glaubt sie.
Unter Druck steht in Genf aber auch Timea Bacsinszky. Die ausgeprägte Teamplayerin kam im letzten Jahr im Fedcup überhaupt nicht auf Touren und gewann in vier Partien keinen einzigen Satz. Ausserdem verlor sie auch die letzten drei Spiele gegen Alizé Cornet. «Aber es waren alle recht umkämpft, und sie liegen auch schon ein bisschen zurück (zweieinhalb Jahre und mehr)», machte sich die Waadtländerin Mut.