Schweiz liefert mutmasslichen Kriegsverbrecher Oric an Bosnien aus

Die Schweiz liefert den wegen Kriegsverbrechen gesuchten Ex-Kommandanten der bosnisch-muslimischen Streitkräfte, Naser Oric, an Bosnien-Herzegowina aus. Das Bundesamt für Justiz (BJ) hat am Donnerstag die Auslieferung bewilligt.

Naser Oric werden Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit zur Last gelegt (Archiv) (Bild: sda)

Die Schweiz liefert den wegen Kriegsverbrechen gesuchten Ex-Kommandanten der bosnisch-muslimischen Streitkräfte, Naser Oric, an Bosnien-Herzegowina aus. Das Bundesamt für Justiz (BJ) hat am Donnerstag die Auslieferung bewilligt.

Über den Zeitpunkt der Übergabe machte das BJ aus Gründen der Sicherheit und des Persönlichkeitsschutzes keine Angaben. Oric war auf Gesuch Serbiens am 10. Juni am Grenzübergang Thônex bei Genf festgenommen und anschliessend in Auslieferungshaft gesetzt worden. Belgrad ersuchte die Schweiz anschliessend formell um die Auslieferung des 48-Jährigen.

In der Zwischenzeit kam auch aus Bosnien-Herzegowina ein Auslieferungsgesuch für den Mann, um ein gegen ihn laufendes Strafverfahren wegen Kriegsverbrechen gegen die Zivilbevölkerung fortführen zu können. Am Donnerstag erklärte sich Oric mit einer Auslieferung einverstanden, wie das BJ weiter schreibt. Das erlaubte es den Schweizer Behörden, in einem vereinfachten Verfahren die Auslieferung unverzüglich zu bewilligen.

Vorrang vor Serbien

Das BJ entschied sich, Bosnien-Herzegowina den Vorrang zu geben, weil die mutmasslichen Straftaten dort begangen wurden und Oric Staatsangehöriger von Bosnien und Herzegowina ist.

Oric wird verdächtigt, im Juli 1992 zusammen mit vier weiteren Personen Kriegsverbrechen in der Ortschaft Zalazje im Osten Bosniens, unweit von Sarajevo, begangen zu haben. Dabei wurden neun Menschen getötet.

Der frühere Kommandant in Srebrenica war 2006 vom Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien (ICTY) in Den Haag wegen Kriegsverbrechen zunächst zu zwei Jahren Haft verurteilt worden, weil er in zwei Fällen Morde und Misshandlungen nicht verhindert habe. Im Berufungsverfahren wurde er aber 2008 von den Vorwürfen freigesprochen.

Nächster Artikel