Die Tigermücke, die gefährliche Tropenkrankheiten übertragen kann, befindet sich auf dem Vormarsch. Nun hat der Bund die Jagd auf die Tigermücke auch nördlich der Alpen eröffnet. Unter anderem an Autobahnen wurden 250 Fallen aufgestellt, um Tigermücken auf die Spur zu kommen.
Mit dem Pilotprojekt wurde das Schweizerisches Tropen- und Public Health-Institut (Swiss TPH) in Basel beauftragt, wie Projektleiter Pie Müller am Mittwoch einen Bericht von Radio SRF bestätigte.«Tatsächlich ist es so, dass die Tropen etwas näher gerückt sind», sagte er.
Es gebe Berichte, «dass auch in Deutschland die Tigermücke eingeschleppt wurde. Die Tigermücke wandert auch nördlich in Frankreich entlang des Rhonetals.» Daher sei es «nicht auszuschliessen, dass auch an anderen Orten als dem Tessin die Mücke in die Schweiz eingeschleppt wird».
Seit 2003 im Tessin heimisch
Im Tessin wurde die ursprünglich aus Asien stammende Tigermücke erstmals im Jahr 2003 beobachtet. Sie gelangt zum Beispiel mit exotischen Pflanzen, im Passagierraum von Autos oder durch den Handel mit gebrauchten Autoreifen ins Land.
Die Tigermücke kann dem Menschen gefährlich werden: Das Insekt kann die Erreger von gefährlichen Krankheiten wie dem Chikungunya- und dem Dengue-Fieber in sich tragen und diese beim Stich übertragen.
Nationales Überwachungsprogramm?
Angesichts dessen hat der Bund nun ein Pilotprojekt für die Überwachung der Tigermücke in der Schweiz aufgegleist. Vor wenigen Wochen legte das Swiss TPH 250 Fallen aus. Diese verlocken Tigermückenweibchen dazu, dort ihre Eier abzulegen.
«Wir stellen die Fallen entlang der Hauptverkehrsachen in der Schweiz auf. Das sind die Autobahnen, aber auch andere mögliche Eintrittstellen wie Flughäfen oder Häfen oder gewisse Bahnhöfe,» sagte Müller.
Bereits seien die ersten Fallen wieder eingesammelt worden, die nun von Spezialisten der Gruppo di Lavoro Zanzare im Kanton Tessin untersucht würden. Die Resultate stünden noch aus.
Ziel der Aktion sei herauszufinden, wo die Tigermücke sich ausbreite, um sie dann rasch bekämpfen zu können. Je nachdem, was die Auswertung ergebe, werde das Pilotprojekt in ein nationales Programm zur Überwachung der asiatischen Tigermücke ins Leben gerufen, sagte Müller.
Keine Epidemien erwartet
Müller warnte vor Panik. Man müsse die Gefahr aber «sicher ernst nehmen», sagte er. «Man sollte aber jetzt nicht Angst haben vor grossflächigen Epidemien.»
Ein Beispiel aus Italien zeige aber, dass «bei einer hohen Mückendichte» ein Virus durchaus rasch weitergegeben werde, wenn eine damit infizierte Person gestochen werde. 2007 war in Ravenna ein aus Indien zurückgekehrter Mann, der sich dort mit Chikungunya angesteckt hatte, von einer Tigermücke gestochen worden. «Über 200 Menschen erkrankten darauf am Chikungunya-Fieber», sagte Müller der Nachrichtenagentur sda.