Das Schweizer Eishockey-Nationalteam scheitert in den WM-Viertelfinals. Das Team von Trainer Patrick Fischer verliert in Paris gegen Schweden nach einer erneut starken Leistung mit 1:3.
«Jeder Gegner ist verwundbar, auch Schweden», hatte Fischer im Vorfeld des Viertelfinals gezeigt. In der Tat vermochten die Schweizer den klar höher dotierten Gegner ernsthaft zu fordern. Im Mitteldrittel hätten sie gar in Führung gehen müssen. Am Ende aber setzte sich die Klasse der Schweden doch durch – wie immer, wenn es in einem K.o.-Spiel gegen die Schweizer geht. Auch im siebten Anlauf, dem ersten seit dem WM-Final 2013, mussten die Schweizer als Verlierer vom Eis.
Die Schweizer durften sich damit trösten, dass sie noch nie so nah dran waren, die Schweden aus einem WM- oder Olympia-Turnier zu werfen. Den Treffer zum zwischenzeitlichen 1:1 (13.) erzielte Gaëtan Haas nach einem schönen Solo. Oliver Ekman-Larsson lenkte dabei den Puck ins eigene Tor ab, nachdem Haas die Scheibe von hinter der Linie vors Tor gespielt hatte.
Die letztlich spielentscheidende Szene ereignete sich in der 34. Minute. Die Schweizer verloren im gegnerischen Drittel die Scheibe und wurden danach von einem schnellen Gegenstoss überrascht. Ekman-Larsson bediente William Nylander, der alleine auf Leonardo Genoni loszog und die Schweden 2:1 in Führung brachte. Christian Marti vermochte dem 21-jährigen, schwedischen Jungstar nicht zu folgen.
Die Spieler gingen aus
Marti, der nominell siebte Verteidiger, stand in dieser Szene erstmals in diesem Spiel auf dem Eis. Er kam zum Einsatz, weil der angeschlagene Philippe Furrer nicht mehr mittun konnte. Später fielen auch noch Cody Almond und Raphael Diaz aus. Weil Ramon Untersander wegen einer Oberkörper-Verletzung gar nicht erst hatte antreten können, beendeten die Schweizer die Partie mit fünf Verteidigern.
Auch wenn den Schweizern im letzten Drittel der Schnauf – nicht zuletzt wegen der personellen Knappheit – etwas ausging, gaben sie nicht auf. Nur in der Startphase hatten sie etwas zu viel Respekt gezeigt. Dafür wurden sie nach vier Minuten mit dem 0:1 durch Nicklas Bäckström bestraft.
Erst mit dem Ausgleich legten sie ihre Passivität ab. Wie bereits in der Gruppenphase gegen Kanada, Finnland und Tschechien vermochten sie in der Folge mit Tempo, viel Einsatz und Leidenschaft zu glänzen. Bezeichnend dafür: Als bester Spieler Schwedens wurde nach dem Spiel Stargoalie Henrik Lundqvist auserkoren.
Schweizer Steigerungslauf
Trotz der Niederlage kann die WM 2017 als Erfolg abgebucht werden. Die unerfahrene Schweizer Mannschaft, auf dem Papier nicht mit allzu viel Talent gesegnet, war mit wenig Kredit ins Turnier gestartet. In den ersten Spielen, zum Auftakt verspielten die Schweizer beim 5:4-Sieg nach Penaltyschiessen gegen den späteren Absteiger Slowenien eine 4:0-Führung, deutete dann auch wenig auf ein erfolgreiches Turnier hin. Dann aber setzte Fischers Auswahl zu einem Steigerungslauf an.
Die Schweizer verblüfften mit total sechs gewonnenen Punkten gegen die Kanadier, Finnen und Tschechen. Dabei überzeugten sie auch spielerisch. Weil sie in jedem Vorrundenspiel punkteten, schlossen sie die Gruppe B im 2. Rang ab. Nur zweimal schloss eine Schweizer Mannschaft in diesem Jahrhundert eine WM mit einer besseren Klassierung als dem 6. Rang ab: 2010 in Deutschland (5.) und 2013 beim Gewinn der Silbermedaille in Stockholm.
Fischers Genugtuung
Bei beiden Turnieren hiess der Trainer Sean Simpson. Nun folgte an seiner zweiten WM die erste Viertelfinal-Qualifikation für Fischer. Für den Zuger dürfte das erfolgreiche Abschneiden eine Genugtuung sein. Nach dem misslungenen WM-Debüt vor einem Jahr in Moskau war Fischer in die Kritik geraten, weil er auf Kosten der Stabilität zu offensiv spielen liess. Mit dem neuen Assistenten, dem Schweden Tommy Albelin, trat die Schweiz in Paris deutlich verbessert auf.
In neun Monaten steht mit dem Olympia-Turnier von Pyeongchang bereits der nächste Ernstkampf im Programm. Der Auftritt von Paris lässt auf einen erfolgreichen Schweizer Auftritt hoffen, umso mehr, als die NHL ihre Spieler mit grosser Wahrscheinlichkeit nicht ziehen lässt und zum Beispiel die Schweden mit einer ganz anderen, deutlich schwächeren Auswahl antreten werden.
Schweiz – Schweden 1:3 (1:1, 0:1, 0:1)
Paris. – 8417 Zuschauer. – SR Iverson/Kubus (CAN/SVK), Otmachow/Suchanek (RUS/CZE). – Tore: 5. Bäckström (Lindberg, Nylander) 0:1. 13. Haas 1:1 (Eigentor Ekman-Larsson). 34. Nylander (Ekman-Larsson) 1:2. 44. Edler (Joel Lundqvist) 1:3. – Strafen: 1mal 2 Minuten gegen die Schweiz, 3mal 2 Minuten gegen Schweden.
Schweiz: Genoni; Diaz, Furrer; Loeffel, Genazzi; Untersander, Kukan; Marti; Rüfenacht, Almond, Schäppi; Praplan, Haas, Hollenstein; Ambühl, Malgin, Herzog; Bodenmann, Suter, Suri; Brunner.
Schweden: Henrik Lundqvist; Stralman, Hedman; Brodin, Ekman-Larsson; John Klingberg, Edler; Lindholm, Rask, Landeskog; Nylander, Bäckström, Lindberg; Söderberg, Karlsson, Everberg; Eriksson Ek, Krüger, Joel Lundqvist; Nordström.
Bemerkungen: Schweiz ohne Untersander (verletzt), Richard, Hiller (beide überzählig) und Schlegel (Ersatzgoalie). Schweden ohne Carl Klingberg (Zug) und Omark (beide überzählig). – Furrer (im zweiten Drittel), Almond (nach zwei Dritteln) und Diaz (49.) verletzt ausgeschieden. – Timeout Schweiz (57.) – Schweiz von 56:20 bis 56:27 und ab 57:03 ohne Goalie. – Schüsse: Schweiz 27 (5-13-9); Schweden 29 (8-9-12). – Powerplay-Ausbeute: Schweiz 0/3; Schweden 0/1.