Schweiz Tourismus rechnet mit Einbruch beim Bergtourismus

Die Schweizer Hoteliers haben 2014 mehr Gäste empfangen können. Die Zahl der Übernachtungen nahm um 0,9 Prozent auf 35,9 Millionen zu. Doch dies war vor der Aufhebung des Euro-Mindestkurses. Nun sieht es insbesondere für den Bergtourismus düster aus.

Skifahren auf einer Skipiste auf der Riederalp (Archiv) (Bild: sda)

Die Schweizer Hoteliers haben 2014 mehr Gäste empfangen können. Die Zahl der Übernachtungen nahm um 0,9 Prozent auf 35,9 Millionen zu. Doch dies war vor der Aufhebung des Euro-Mindestkurses. Nun sieht es insbesondere für den Bergtourismus düster aus.

Sollte der Franken weiter sehr stark bleiben, rechnet die Branchenorganisation Schweiz Tourismus mit einem mittelfristigen Einbruch bei der Auslastung der alpinen Hotellerie von bis zu 10 Prozent. Die Städte dagegen könnten weniger betroffen sein.

Die Tourismusorganisation ist bei ihren Berechnungen von einem Euro-Wechselkurs von 1,05 Fr. ausgegangen. Für die gesamte Schweiz ergibt sich in diesem Szenario ein Minus von 3,1 Prozent für die Jahre 2015 und 2016. Für den alpinen und ländlichen Tourismus prognostiziert Schweiz Tourismus einen Taucher um 5,6 Prozent.

Mittelfristig gehe Schweiz Tourismus für die touristischen Regionen in den Alpen von einem noch stärkeren Einbruch aus, weil alpine Destinationen nur wenige Gäste aus den Fernmärkten wie zum Beispiel aus China anzögen, sagte Verbands-Direktor Jürg Schmid an der Medienkonferenz vom Montag in Zürich.

Ein Einbruch um bis zu 10 Prozent habe zur Folge, dass Hotels weniger in die Erneuerung investieren könnten, sagte Schmid. Dies beschleunige den Strukturwandel und gefährde erstmals auch vorbildliche Betriebe.

Hilferuf an die Politik

Der Verband Hotelleriesuisse will daher noch mehr auf Innovation, Qualität und Kooperation setzen. Er fordert aber auch gezielte Sofortmassnahmen im Rahmen der bestehenden Förderprogramme sowie «faire politische Rahmenbedingungen». Es brauche konkrete Massnahmen bei Parallelimporten, Cassis-de-Dijon-Prinzip und Kartellgesetz, um die Wettbewerbsfähigkeit der Schweizer Hotellerie zu fördern.

Der Schweizer Tourismus-Verband (STV) verlangt mehr Mittel des Bundes für Weiterbildungskurse, für Schweiz Tourismus, für Hotelkredite und für die Regionalentwicklung. Ebenso solle der Branche Kurzarbeit zugestanden werden. Bei der Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative wünscht er sich keine Kontingentierung der Kurzaufenthaltsbewilligungen.

Schweiz Tourismus wiederum will der starken Aufwertung des Frankens mit einer Kampagne begegnen. Diese soll der Stabilisierung des wichtigen Heimmarktes dienen und rund 3,9 Mio. Fr. kosten. Einen Auftritt innerhalb der Kampagne erhält auch Bundesrat Johann Schneider-Ammann.

Verstärken will Schweiz Tourismus jedoch auch die Werbung in weniger preissensiblen Märkten in Europa. Das sind vor allem die nordischen Länder. Angesprochen werden sollen aber auch gut verdienende Touristen in den baltischen Staaten, im Balkan und in der Türkei. In den USA, Indien, Südostasien oder China würden die geplanten Massnahmen weiter verfolgt und beschleunigt.

Spitzenergebnis bei inländischen Gästen

Im vergangenen Jahr haben die Hotelübernachtungen sowohl bei den inländischen als auch bei den ausländischen Gästen um 0,9 Prozent zugenommen, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) mitteilte. Bei den Schweizer Gästen wurde zum ersten Mal seit Anfang der 1990er-Jahre die Schwelle von 16 Millionen Übernachtungen erreicht.

Die Zahl der Übernachtungen von Ausländerinnen und Ausländern erreichte 19,9 Millionen. Mehr Touristen sind dabei aus Asien gekommen (+9,9 Prozent). Bei den europäischen Gästen dagegen verzeichneten die Hotels einen Rückgang (-1,9 Prozent).

Acht der dreizehn Tourismusregionen wiesen eine Zunahme der Logiernächte auf. Das grösste absolute Wachstum verzeichnete die Region Zürich mit fast 130’000 zusätzlichen Logiernächten (+2,4 Prozent). Graubünden dagegen musste mit einem Minus von 109’000 Logiernächten (-2,1 Prozent) einen deutlichen Rückgang hinnehmen. Im Tessin betrug die Einbusse gar 3,8 Prozent.

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