Schweiz tut zu wenig gegen Artenschwund

Experten sprechen der Schweiz ein vernichtendes Urteil aus: Die biologische Vielfalt gehe weiter stark zurück, und es werde zu wenig dagegen getan. Die Fläche wichtiger Lebensräume müsste doppelt so gross sein, um die Vielfalt langfristig zu erhalten.

Hinter der prächtigen Kulisse sieht es nicht so schön aus: Die Schweiz leidet unter massiven Artenschwund (Bild: Etang de la Gruère) (Bild: sda)

Experten sprechen der Schweiz ein vernichtendes Urteil aus: Die biologische Vielfalt gehe weiter stark zurück, und es werde zu wenig dagegen getan. Die Fläche wichtiger Lebensräume müsste doppelt so gross sein, um die Vielfalt langfristig zu erhalten.

Erstmals haben 43 Experten aus 35 wissenschaftlichen Institutionen gemeinsam die biologische Vielfalt in der Schweiz untersucht. Das Fazit des am Dienstag veröffentlichten Berichts: Ob Amphibienbestände oder Moore, Fische oder artenreiche Trockenwiesen – so gut wie überall war ein fortschreitender Mengen- und Artenschwund zu verbuchen.

Vielerorts geschah dies trotz des in der Verfassung verankerten Schutzes, etwa bei den Mooren, teilte das Forum Biodiversität Schweiz der Akademie der Naturwissenschaften (SCNAT), das den Bericht koordiniert hat, mit.

«Mangel an Handlung»

Punktuell hätten Schutzmassnahmen Erfolg gezeigt und verhindert, dass die Lage nicht noch viel schlimmer sei. Sie hätten die Verluste aber bei weitem nicht wettmachen können. «Dies zeigt, dass für den negativen Trend nicht ein Mangel an Möglichkeiten oder Wissen verantwortlich ist, sondern ein Mangel an Handlung», hiess es in der Mitteilung.

Der Bundesrat hatte 2012 die Strategie Biodiversität Schweiz (SBS) verabschiedet. Sie definiert zehn strategische Ziele, um die Biodiversität in unserem Land langfristig zu erhalten. Diese sollen mit Hilfe eines Aktionsplans konkretisiert werden. Seine Umsetzung sei von höchster Priorität, betonten die Experten.

Sie warnen, dass «diese Ziele ohne grosse zusätzliche Anstrengungen in allen Gesellschafts- und Politikbereichen nicht zu erreichen» seien. Sie schätzen, dass eine Verdoppelung der aktuellen Fläche wichtiger Lebensräume notwendig ist, um die Biodiversität und Ökosystemleistungen langfristig zu erhalten.

Sicher und schön

Unter Ökosystemleistungen versteht man den Nutzen, den vielfältige Ökosysteme für heutige Menschen und künftige Generationen bieten. Dazu gehören eine sichere Ernährung, sauberes Wasser, fruchtbare Böden, medizinische Wirkstoffe, Schutz vor Naturkatastrophen sowie attraktive Wohn-, Freizeit- und Ferienlandschaften.

Der Begriff der Biodiversität umfasst Qualität, Umfang und Vielfalt sowohl von Ökosystemen als auch Arten und Genen. In den neuen Bericht «Zustand der Biodiversität Schweiz 2014» sind landesweite Studien sowie regionale und kantonale Facharbeiten eingeflossen.

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