Die Schweiz kann am Deutschland-Cup in Augsburg nicht mehr viel gewinnen. Nach der 2:3-Niederlage gegen Deutschland steht fest, dass die Schweizer das Turnier auf dem letzten Platz beenden werden.
Der zweite Auftritt der Schweizer in dieser Saison begann nicht schlecht, endete aber mit einer bitteren Enttäuschung. Das Team von Patrick Fischer und Assistent Tommy Albelin startete furios, ging nach bloss 259 Sekunden durch Yannick Herren in Führung, behielt bis zur 46. Minute die Nase vorne (2:1), kassierte dann aber innerhalb von 209 Sekunden zwei Gegentreffer. Beim 2:2-Ausgleich der deutschen stürzte Gaëtan Haas in der Mittelzone zur Unzeit, das 2:3 kassierten die Schweizer sogar mit einem Mann mehr auf dem Eis.
Die Niederlage gegen Deutschland stellte eine riesige Ernüchterung dar. Von den letzten sechs Partien gegen den nördlichen Nachbar hatten die Schweizer fünf gewonnen. Diesmal jubelte am Ende Deutschland, obwohl es mit einer B-Auswahl gegen die Schweiz antrat. Aus jenem deutschen Team, welches sich im September die Olympia-Qualifikation für Südkorea gesichert hatte, spielte nur ein einziger Akteur mit – Felix Schütz, der Mittelstürmer der zweiten Sturmlinie.
Fast machte es den Anschein, als ob die Schweizer in Augsburg dem Schweden Tommy Albelin, dem neuen Assistenten, vormachen wollten, was an der letzten Weltmeisterschaft alles schiefgelaufen war. Wie in Moskau fehlte es dem Schweizer Team gewiss nicht an Wille, Einsatz und Engagement. Am Ende standen die Schweizer aber mit leeren Händen da, weil sie wiederum in Unterzahl ein Gegentor kassierten, und weil sie sich Undiszipliniertheiten und Scheibenverluste zur Unzeit leisteten.
«Nein, es war natürlich nicht unser Ziel, Tommy Albelin eine Kurzzusammenfassung der letzten Weltmeisterschaft zu zeigen», sagte Eric Blum, der an Stelle von Andres Ambühl (Schonung) die Aufgaben des Captains übernahm. «Aber es ist schon so, dass die Probleme in Augsburg bislang die gleichen waren wie im Frühling in Moskau. Andererseits sollte man meinen, dass dumme Fouls und zuviel Risiko im Spiel nach vorne relativ schnell ausgemerzt werden können. Ich bin zuversichtlich, dass uns das gelingt.»
Vorerst kosteten die Unzulänglichkeiten aber in Augsburg den Sieg. Der 1:1-Ausgleich gelang den Deutschen im Powerplay. Enzo Corvi hatte für einen Check von hinten und in die Bande gegen Sinan Akdag (der nicht mehr aufs Eis zurückkehrte) eine Fünfminutenstrafe kassiert. Und beim deutschen Siegtor, dem Shorthander zum 3:2 durch Verteidiger Simon Reul, reklamierten die Schweizer Akteure bei den Schiedsrichtern gegen die angezeigte Strafe, statt zurückzulaufen und zumindest den Versuch zu unternehmen, das Gegentor zu verhindern.
Natürlich gab es auch am Samstag Positives: Die Debütanten im Schweizer Team trumpften auf. Yannick Herren gelang im zweiten Länderspiel das erste Tor. Der Sohn der ehemaligen Skirennfahrerin Bernadette Zurbriggen produzierte schon in der NLA in den ersten zwei Monaten der Saison sieben Tore und zehn Assists. Er wird seine bisherige Saisonbestleistung (elf Punkte vor drei Jahren in Kloten) pulverisieren. Und auch im Nationalteam entpuppte er sich bislang als Aktivposten. Viel Zug nach vorne entwickelten auch Jeremy Wick und Noah Rod, die beiden Nati-Neulinge aus Genf. Herren, Rod und Wick kreierten rund die Hälfte der Schweizer Torchancen. Rod bereitete das 2:1 von Reto Schäppi (viertes Länderspieltor) perfekt vor.
Am Sonntagmittag gegen die Slowakei geht es für die Schweiz primär noch um die Ehrenrettung. Den letzten Turnierplatz wird das Team von Fischer nicht mehr abgeben können, obwohl es mit der stärksten Mannschaft der letzten Jahre ins Bayerische gereist ist. Zuletzt wurde die Auswahl des Schweizer Verbandes am Deutschland-Cup vor 14 Jahren Letzter.
Das Telegramm:
Deutschland – Schweiz 3:2 (0:1, 1:1, 2:0)
Augsburg. – 4985 Zuschauer. – SR Iwert/Sir (GER/CZE), Hinterdobler/Kohlmüller (GER). – Tore: 5. Herren (Gaetan Haas, Martschini) 0:1. 26. Krämmer (Hospelt, Brandt/Ausschluss Corvi) 1:1. 38. Schäppi (Rod) 1:2. 46. Pföderl (Raedeke) 2:2. 49. Reul (Pföderl/Ausschluss Raedeke! und Strafe angezeigt) 3:2. – Strafen: 4mal 2 Minuten gegen Deutschland, 4mal 2 plus 5 Minuten (Corvi) plus Spieldauer (Corvi) gegen die Schweiz.
Deutschland: Niederberger; Akdage, Reul; Björn Krupp, Kohl; Brandt, Krueger; Jonas Müller; Holzmann, Raedeke, Greilinger; Gogulla, Schütz, Hospelt; Pföderl, Fauser, Krämmer; Pietta, Ehliz, Flaake.
Schweiz: Robert Mayer; Loeffel, Blum; Grossmann, Dominik Schlumpf; Genazzi, Rathgeb; Schneeberger; Jérémy Wick, Froidevaux, Rod; Tristan Scherwey, Schäppi, Walker; Martschini, Gaetan Haas, Herren; Corvi, Simion, Jörg.
Bemerkungen: Schweiz ohne Tobias Stephan (Ersatztorhüter), Ambühl, Diaz, Geering, Gregory Hofmann und Praplan (alle überzählig). – Timeout Deutschland (58.); Schweiz (59.). – Schüsse: Deutschland 21 (7-8-6); Schweiz 31 (11-10-10). – Powerplay-Ausbeute: Deutschland 1/5; Schweiz 0/4 (ein Shorthander kassiert).
Augsburg. Deutschland-Cup. Samstag: Deutschland – Schweiz 3:2 (0:1, 1:1, 2:0). Kanada – Slowakei 3:4 (1:1, 1:2, 1:0, 0:0) n.P. – Rangliste (2 Spiele): 1. Slowakei 5. 2. Kanada 4. 3. Deutschland 3. 4. Schweiz 0. – Die letzten Spiele. Sonntag: Slowakei – Schweiz (13.00 Uhr). Deutschland – Kanada (16.30).