Die Schweiz will vom kräftigen Wirtschaftswachstum der Türkei mehr profitieren. Die Exportförderorganisation Switzerland Global Enterprise hat am Dienstag einen Stützpunkt in Istanbul eröffnet, der Schweizer KMU beim Markteintritt in der Türkei helfen soll.
Aus Schweizer Sicht sei die Türkei eine bedeutende Exportdestination mit viel Potenzial, erklärte Daniel Küng als Chef der Aussenwirtschaftsförderorganisation, die bis vor kurzem Osec hiess, anlässlich der Eröffnung in Istanbul: «Besonders interessant ist auch die Rolle der Türkei als Drehscheibe für Geschäfte nach Nordafrika, den mittleren Osten und Asien.»
In den letzten zehn Jahren hat die Türkei stark zugelegt. Seit 2003 wuchs das Bruttoinlandprodukt (BIP) um über 40 Prozent. Der Handel verdreifachte sich. 2012 hat sich die Konjunktur mit einem Plus von lediglich noch 2,6 Prozent allerdings deutlich abgekühlt. Im Gegensatz zu früher war das Wachstum vor allem den Ausgaben der öffentlichen Hand und den Exporten zu verdanken, während sich die Binnennachfrage abschwächte.
Exporte sacken ab
Dies bekam auch die Schweiz zu spüren. Die Schweizer Exporte in das Land am Bosporus tauchten um 14,5 Prozent auf 1,8 Mrd. Franken, wie aus den Zahlen der Eidg. Zollverwaltung (EZV) hervorgeht. Damit sind die Ausfuhren wieder auf das Niveau von 2009 zurückgefallen.
Insgesamt hat die Schweiz in den letzten Jahren deutlich an Gewicht in der türkischen Wirtschaft verloren. Unser Land machte im vergangenen Jahr lediglich noch 1,8 Prozent der türkischen Importe aus. In den Jahren vor der Finanzkrise waren es noch rund 3 Prozent. Dabei sind die Gewichte ungleichmässig verteilt: Den Löwenanteil der Exporte steuert mit knapp einem Drittel die Pharmaindustrie bei.
Nicht ganz ein Viertel der Exporte entfällt auf die Schweizer Maschinenindustrie. Deutlich geringer ist die Bedeutung anderer Industrien. Dieses Verhältnis will der Chef der Exportförderorganisation ändern.
Gute Geschäftschancen böten sich für Schweizer Firmen aus der Bau-, Infrastruktur- und Transportbranche sowie aus der Biotechnologie und Medizinaltechnik, erklärte Küng. Auch für die Umwelt-, Abfall- und Energieindustrie seien die Aussichten gut.