Die Atomaufsichtsbehörde ENSI hat eine angebliche Sicherheitslücke in den drei Schweizer Druckwasserreaktoren relativiert. „Schweizer Kernkraftwerke können keine Atombomben werden“, hält das ENSI in der Reaktion zu einem Bericht des Magazins „Der Spiegel“ fest.
Das deutsche Magazin hatte in der vergangenen Woche gestützt auf Aussagen eines Ingenieurs das Szenario beschrieben, bei dem nach einem Bruch von Heizrohren im Dampferzeuger der Reaktor ausser Kontrolle gerät und wie eine Atombombe explodieren kann.
Das beschriebene Phänomen sei bekannt und die Atomkraftwerke in der Schweiz seien gut dagegen gerüstet, schreibt das Eidgenössische Nuklearsicherheitsinspektorat (ENSI) am Montag auf seiner Website.
In der Schweiz sind zwei Druckwasserreaktoren in Beznau im Kanton Aargau und ein Druckwasserreaktor in Gösgen im Kanton Solothurn in Betrieb.
Alle drei Reaktoren verfügen gemäss ENSI über jeweils zwei sogenannte Borierungssysteme. Damit sei sichergestellt, dass im Normalbetrieb und bei einem Störfall der Reaktor in einen unterkritischen Zustand gebracht, also die Kettenreaktion unterbrochen werde.
Kein Anlass für zusätzliche Abklärungen
Bei Druckwasserreaktoren genügten die Steuerstäbe allein nicht, um die Kettenreaktion in jedem Zustand vollständig zu unterbinden, erläutert das ENSI. Es werde deshalb zusätzlich Borsäure in das Primärkühlwasser eingespeist. Das Bor absorbiere Neutronen, die für den Erhalt der Kettenreaktion notwendig seien.
Ausgangspunkt für das vom „Spiegel“ beschriebene Szenario ist der Bruch von Heizrohren im Dampferzeuger. Der Störfall von einem oder mehreren Heizrohrbrüchen im Dampferzeuger müsse von den Schweizer Kernkraftwerken beherrscht werden, hält die Aufsichtsbehörde weiter fest.
Dies müssten die AKW-Betreiber unter anderem in den periodischen Sicherheitsüberprüfungen nachweisen. Das ENSI sieht deshalb nach eigenen Angaben momentan keinen Anlass, zusätzliche Abklärungen zu fordern. Man werde jedoch die Resultate allfälliger Überprüfungen durch die deutschen Behörden analysieren.