Weltweit wird immer weniger Atomkraft generiert, weil immer mehr AKW heruntergefahren werden. 2012 ist die produzierte Atomstrommenge im Vergleich zum Vorjahr um 7 Prozent zurückgegangen. Auch die Schweiz speist weniger Atomstrom ins Netz – doch aus anderen Gründen.
Bereits 2011 war im Vorjahresvergleich weltweit 4 Prozent weniger Atomstrom produziert worden. Das ist dem diesjährigen World Nuclear Industrie Status Report (WNISR) des Pariser Energieberatungsunternehmens Mycle Schneider zu entnehmen, der am Donnerstag im Europaparlament in Brüssel vorgestellt wurde. Die Studie wurde von Stiftungen unterstützt – etwa der Schweizerischen Energie-Stiftung oder der Heinrich Böll Stiftung.
Weltweit sind derzeit 427 Atomstromreaktoren in Betrieb, 17 weniger als noch vor 10 Jahren. Der von diesen Reaktoren produzierte Strom macht rund 10 Prozent der Gesamtmenge aus. Anfang der Neunzigerjahre lag der Anteil an Kernenergie noch bei 17 Prozent.
In der Schweiz beträgt der Anteil Atomstrom 35,8 Prozent, wie der aktuellen Schweizerischen Elektrizitätsstatistik des Bundesamt für Energie (BFE) zu entnehmen ist.
Rückgang wegen Erdbeben in Japan
Rund drei Viertel des weltweiten Rückgangs gehe auf die Havarie im japanischen Fukushima zurück, schreiben die Studienautoren. Als Folge davon waren sämtliche Reaktoren des Landes für Sicherheitsprüfungen abgeschaltet worden. Derzeit sind in Japan lediglich zwei der vormalig 44 Reaktoren in Betrieb. Vier sollen noch in diesem Sommer wieder ans Netz gehen.
Nebst Japan fuhren 16 weitere Länder ihre Atomstromproduktion zurück – inklusive den fünf grossen Atomstaaten USA, Frankreich, Deutschland, Südkorea und Russland.
In den letzten zehn Jahren seien zwar 34 neue Reaktoren ans Netz gegangen, gleichzeitig wurden aber 53 heruntergefahren, halten die Studienautoren fest. Das weltweite Durchschnittsalter der Reaktoren in Betrieb liegt bei 28 Jahren. In der Schweiz sind sie dagegen im Durchschnitt 38 Jahre alt.
7,8 Prozent Rückgang in der Schweiz seit 2006
Auch in der Schweiz wurde 2012 im Vergleich zum Vorjahr weniger Strom mit den Atomkraftwerken gewonnen. Der Rückgang betrug gemäss der Elektrizitätsstatistik des BFE 4,8 Prozent auf 24,3 TWh. Seit 2006 wird in der Schweiz 7,8 Prozent weniger Atomstrom produziert.
Hierzulande hat der Rückgang jedoch andere Gründe. So hängt die Menge von den Zwischenfällen in den Werken ab. Je mehr Zwischenfälle, desto öfter steht das Werk still.
Zudem mindern Revisionen die produzierte Menge. Und weiter bremsen heisse Sommer die Atomstromproduktion, da mit Flusswasser gekühlte Werke aufgrund der hohen Wassertemperatur des Flusses weniger leisten dürfen.