Einmal mehr bringt eine Niederlage gegen einen tiefer eingestuften Gegner das Schweizer Nationalteam an der WM in arge Bedrängnis. Den Unterschied gegen Frankreich machten die «Special Teams» aus.
Die Vorrunden-Gruppen für die Weltmeisterschaften basieren auf der Weltrangliste. Mit einer Ausnahme: Der oder in diesem Jahr die Gastgeber können sich eine Mannschaft in ihre Gruppe tauschen. Die Franzosen wählten die Schweiz. Der Entscheid erwies sich im Nachhinein als richtig – weniger aus wirtschaftlicher (es erschienen nur 6747 Zuschauer), sondern vielmehr aus sportlicher Sicht.
Nach dem 4:3-Erfolg nach Penaltyschiessen befinden sich «Les Bleus» auf Kurs Richtung Viertelfinals, die Schweiz dagegen droht wieder einmal die K.o.-Phase zu verpassen. Noch haben es die Schweizer in den eigenen Händen, das frühzeitige Ausscheiden abzuwenden. Eine Steigerung ist aber auf vielen Ebenen notwendig.
Schlechtes Powerplay
«Bei fünf gegen fünf waren wir sicher nicht schlechter als Frankreich», fasste Trainer Patrick Fischer die Partie zusammen. «Verloren haben wir das Spiel in den ‚Special Teams‘. Die Niederlage tut weh. Aber wir wissen, wie wir spielen müssen. Bisher waren wir spielerisch bei ausgeglichenem Spielerbestand in allen drei Spielen überlegen. Sicher verbessern müssen wir uns im Powerplay.»
In fünf Überzahl-Gelegenheiten brachten die Schweizer keinen Treffer zustande. Ganz im Gegenteil: Zum zweiten Mal an diesem Turnier nach dem Startspiel gegen Slowenien kassierten sie gar einen Shorthander. Mit Ausnahme der Schweiz hat in Unterzahl an dieser WM noch keine Mannschaft einen Treffer, geschweige denn zwei kassiert.
Die Bedeutung der «Special Teams»
Frankreich auf der anderen Seite kehrte im Schlussabschnitt dank dem Powerplay-Tor zum 2:2 ins Spiel zurück, nachdem die Schweizer davor im mittleren Abschnitt den Ton angegeben hatten und durch die schön herausgespielten, ersten beiden WM-Tore von Vincent Praplan 2:1 in Führung gegangen waren.
Vor einem Jahr an der WM in Moskau war es das Boxplay, das bei den Schweizern überhaupt nicht funktioniert hatte. Nun brachte Fischers Auswahl gegen die Franzosen in Überzahl kaum eine nennenswerte Chance zustande. Die «Special Teams» sind auf internationalem Niveau seit Jahren entscheidend – selbst gegen im Prinzip bescheidene Mannschaften wie die Franzosen.
Gegentore zum falschen Zeitpunkt
Zu denken muss Fischer aber auch geben, dass seine Mannschaft zweimal eine Führung (2:1 und 3:2) verspielt hat. Insbesondere nach dem 3:2 durch Andres Ambühl sechs Minuten vor dem Ende hätte die Schweiz den Gegner nicht mehr zurück in die Partie finden lassen dürfen.
Fischer nahm eine Teilschuld auf sich: «Beim Icing vor dem 3:3 hätte ich das Timeout nehmen und den Jungs eine Verschnaufpause gönnen sollen, das war mein Fehler.» Das Bully vor Genoni nach der angesprochenen Szene verlor Cody Almond gegen Laurent Meunier. Anthony Rech traf schliesslich aus der Drehung zum Ausgleich.
«Es gibt keinen richtigen Zeitpunkt für Gegentore, aber es gibt falsche. Und wir haben die Tore heute zu den falschen Momenten erhalten, ganz am Anfang und ganz am Ende», sagte Goalie Leonardo Genoni, der Rechs Schuss am nahen Pfosten passieren liess.
Nur 16 Stunden Pause
«Wir müssen die Partie nun so rasch wie möglich abhaken», forderte Genoni, «denn in 16 Stunden geht es schon wieder los». Am Mittwoch Nachmittag trifft die Schweiz in ihrem vierten Spiel auf das noch punktelose Weissrussland. Viel Zeit, um die Schlappe zu verdauen und sich auf die nächste wichtige Partie zu konzentrieren, bleibt dem Nationalteam also nicht.