Mit den Heimrennen in Davos steht für die Schweizer Langlauf-Equipe der erste Höhepunkt der noch jungen Weltcup-Saison an. Auf den unbefriedigenden Start soll die passende Antwort gegeben werden.
Dass die Schweizer Langläufer resultatmässig eher verhalten in die Saison starten würden, hatte erwartet werden können respektive müssen. Mit insgesamt lediglich 109 Punkten fiel die Ausbeute in Kuusamo und Lillehammer nach zwölf Rennen jedoch unter den eher bescheidenen Erwartungen aus. Vor Jahresfrist hatten vor dem Weltcup-Wochenende in Davos 198 Punkte für das Schweizer Team zu Buche gestanden – und dies bei zwei Einzelrennen weniger.
Über die Leistungen in den Klassisch-Distanzrennen zeigt sich Hippolyt Kempf denn auch enttäuscht: «Da haben wir die Hausaufgaben nicht gemacht. Das Thema während der Vorbereitung auf die Olympia-Saison ist für mich schon gegeben», so der Chef Langlauf von Swiss-Ski.
Die anstehenden Heimrennen erzeugen nicht zuletzt aufgrund der eigenen Erwartungshaltung einen gewissen Druck. Zupass kommt den Schweizern jedoch, dass die Distanzrennen vom Samstag und die Sprint-Wettkämpfe vom Sonntag in Davos im Skating-Stil ausgetragen werden – und nicht wie fünf von bislang sechs Saisonrennen im Diagonalschritt.
Schwierige Umstellung
Die ersten Resultate in Finnland und Norwegen sorgten gerade auch deshalb für grosse Ernüchterung, weil in die klassische Technik während der Saisonvorbereitung seitens Swiss-Ski sehr viel investiert worden war. Die Umstellung von den Rollski respektive dem Kunstschnee auf Naturschnee bereitet den Schweizern jedoch Probleme, auch dem Teamleader Dario Cologna. «In der klassischen Technik ist auf Naturschnee ein kräftiger, explosiver Abstoss nötig», erklärt der Schweizer Teammanager Christian Flury. Die Ski gleiten weniger gut, sodass man bei jedem Schritt «brutal fighten muss». Die Skating-Bewegung ist langsamer.
Obschon er im bislang einzigen Skating-Rennen als Siebenter hat überzeugen können, wäre ein Podestplatz für Cologna im Rennen über 30 km am Samstag als Vorgabe zu hoch gegriffen. «Das ist auch nicht die primäre Zielsetzung. Die Saisonplanung wurde nicht auf dieses Wochenende hin ausgelegt», so Flury. Die ersten Rennen in Kuusamo und Lillehammer hatte Cologna nach einem Höhentraining absolviert. «Wir waren uns dieses Risikos bewusst und wussten nicht, wie Dario reagiert», so Flury, der mit dem Männer-Team am Samstag einen Top-10-Platz und zwei Top-20-Klassierungen anstrebt.
Kempf will deutliche Korrektur
Favorit für den Tagessieg auf der Schweizer Trainingsstrecke ist am Samstag der Weltcup-Leader Martin Johnsrud Sundby. Auch im Sprint am Sonntag würde es nicht überraschen, wenn sich mit dem Italiener Federico Pellegrino der Gewinner des Vorjahres durchsetzen würde. Mit Spannung erwartet werden darf der Auftritt von Johannes Hösflot Klaebo. Der erst 21-jährige Norweger hatte an den vergangenen beiden Wochenenden mit je einem Podestplatz aufgewartet.
Dass die Schweizer Frauen-Equipe sowohl qualitativ als auch quantitativ zunehmend besser aufgestellt ist, zeigt die Tatsache, dass sowohl im Rennen über 15 km (Seraina Boner, Nathalie von Siebenthal) als auch im Sprint (Nadine Fähndrich, Laurien van der Graaff) jeweils zwei Klassierungen unter den ersten 20 realistisch sind. Disziplinenchef Kempf erwartet jedenfalls «sowohl bei den Frauen als auch bei den Männern als Mannschaft eine deutliche Korrektur» der bisherigen Saisonergebnisse.
Nicht am Start sein wird Marit Björgen, die in Davos bereits siebenmal triumphieren konnte. Die 36-jährige Norwegerin legt an diesem Wochenende nach den ersten Rennen im hohen Norden eine Wettkampfpause ein. Mit der Weltcup-Leaderin Heidi Weng, bislang bei jedem Saisonrennen auf dem Podest, und Ingvild Flugstad Östberg kommen die ersten Siegesanwärterinnen, insbesondere für das 15-km-Rennen, gleichwohl aus Norwegen.