Der Riesenslalom der Frauen an den Weltmeisterschaften in Beaver Creek geht heute Donnerstag ohne klare Favoritin in Szene. Sicher ist dagegen, dass die vier Schweizerinnen Aussenseiterinnen sind. Für Dominique Gisin ist es bereits ein Sieg, dass sie nach dem schweren Sturz vor drei Wochen teilnehmen kann.
Vor einem Jahr an den Olympischen Spielen in Sotschi hatte sich die Ausgangslage aus Schweizer Sicht für den Riesenslalom der Frauen um einiges rosiger präsentiert. Lara Gut war mit der Referenz des überlegenen Sieges beim Prolog in Sölden und Platz 2 in Val d’Isère nach Russland gereist. In der von Schnee und Regen beeinträchtigten Prüfung resultierte schliesslich nur Rang 9.
Selbst von dieser Klassierung war Lara Gut in den bisherigen vier Weltcup-Riesenslaloms dieses Winters weit entfernt. Am besten lief es ihr noch in Kühtai. In der Tiroler Station, die für Semmering eingesprungen war, wurde die Tessinerin Achtzehnte. Gründe für die enttäuschenden Ergebnisse nannte Lara Gut keine. Abstimmungsprobleme im Schuh-Bereich sollen mittlerweile behoben sein.
Gisin meldet sich zurück
Für Dominique Gisin, die nominelle Nummer 2 in der Schweizer Equipe, kommt schon die Teilnahme im WM-Riesenslalom einem Sieg gleich. Nur drei Wochen nach der beim Sturz im Weltcup-Super-G in Cortina erlittenen Schienbeinkopf-Fraktur meldet sie sich zurück.
Doch die Engelbergerin will bei ihrem Comeback nicht nur «dabei sein». Sie sei zuversichtlich, ein «gutes Ergebnis» abliefern zu können. «Ich bin mir bewusst, dass das Ganze für mich eine grosse Herausforderung darstellt», sagte Dominique Gisin nach ihrer Ankunft in Beaver Creek. Unmittelbar vor der Zwangspause hatte die Abfahrts-Olympiasiegerin endlich den Tritt gefunden. In Kühtai war sie Siebente geworden.
Die schnelle Rückkehr verdankt Dominique Gisin dem Umstand, dass sie sich die Verletzung in einer Überstreckung an einer Stelle zugezogen hat, die beim Skifahren nicht einer maximalen Belastung ausgesetzt ist. Sie konnte daher bereits wieder ohne Zurückhaltung und ohne jegliche Schmerzen auf den Ski trainieren.
Keine klare Nummer 1 im «Riesen»
Das Schweizer Quartett komplettieren zwei Slalom-Spezialistinnen. Dominique Gisins jüngere Schweizer Michelle gibt ihr Riesenslalom-Debüt an einem Grossanlass. Ihr Einstand im Weltcup war im Oktober in Sölden mit Rang 17 verheissungsvoll verlaufen. Danach folgten aber der Ausfall in Aspen und die Nicht-Qualifikation fürs Finale in Are. Seither versuchte Michelle Gisin, im Europacup in Schwung zu kommen. Ihr Bestergebnis nach sechs Einsätzen auf zweithöchster Ebene war Platz 10 in Zell am See. Ebenfalls nur ein zählbares Ergebnis lieferte Wendy Holdener im Weltcup ab. In Are gabs dank Rang 25 ein paar Weltcup-Punkte.
Im Weltcup standen in dieser Saison bisher vier Riesenslaloms im Programm – ohne dass sich eine klare Nummer 1 herauskristallisiert hätte. Die Siege teilten sich fünf verschiedene Fahrerinnen; in Sölden belegten Anna Fenninger und Mikaela Shiffrin zeitgleich Platz 1. Neben der Amerikanerin gab es zwei weitere Premieren. Anna Fenningers österreichische Landsfrau Eva-Maria Brem stand in Aspen ebenso das erste Mal ganz oben wie die Schwedin Sara Hector in Kühtai. In Are gewann Tina Maze. Die Slowenin strebt heute bei ihrem vierten Einsatz an diesen Weltmeisterschaften die vierte Medaille an.