Immer mehr reiche Kunden aus Europa ziehen ihr Geld aus der Schweiz ab. Wegen des internationalen Drucks auf Steuerflüchtlinge und der geplanten Abgeltungssteuer geht UBS-Vermögensverwaltungschef Jürg Zeltner davon aus, „dass insgesamt Hunderte Milliarden Franken aus der Schweiz abfliessen werden“.
Dies sagte Zeltner in einem am Montag veröffentlichten Interview des Magazins „Schweizer Bank“.
Bei der UBS selbst dürften zwölf bis 30 Mrd. Franken abfliessen, bekräftigte Zeltner. „Für kleinere Kunden wird es aus Kostengründen auch weniger attraktiv sein, in der Schweiz zu buchen.“
Im Mai hatte Zeltner erklärt, dass europäische Kunden in den vergangenen Quartalen rund zehn Milliarden Franken von ihren Konten bei der UBS abgehoben haben. Mitte 2012 verwaltete die grösste Schweizer Bank 783 Mrd. Franken für reiche Kunden.
„Im Offshore-Geschäft mit europäischen Kunden gehe ich davon aus, dass wir noch ziemlich lange mit bedeutenden Vermögensabflüssen rechnen müssen“, sagte Zeltner nun.
CS leidet noch stärker
Noch stärker leidet Credit Suisse. Seit 2009 haben reiche Westeuropäer unter dem Strich bereits 32 Mrd. Franken an in der Schweiz liegenden Vermögen abgezogen. In den nächsten Jahren rechnet die zweitgrösste Bank des Landes im grenzüberschreitenden Geschäft in Westeuropa mit Abflüssen von netto weiteren 25 bis 35 Mrd. Franken, wie Finanzchef David Mathers vergangenen Woche bei einer Anleger-Präsentation erklärte.
Mit Hilfe des Bankgeheimnisses hat sich die Schweiz zum weltweit wichtigsten Hort von ausländischem Geld entwickelt. Doch seit einigen Jahren üben vor allem die USA und Deutschland massiven Druck aus, reichen Steuerflüchtlingen bei Nachforschungen der Finanzämter keinen Schutz mehr zu gewähren.
2800 Mrd. an ausländischen Geldern
Einer Studie der Unternehmensberater von ZEB zufolge verwalten Schweizer Banken rund 2800 Mrd. Franken von ausländischen Kunden. Knapp 800 Mrd. Franken dürften laut ZEB auf nicht versteuerte Gelder aus Westeuropa entfallen.
ZEB schätzt, dass davon bis 2016 bis zu 200 Mrd. Franken abfliessen könnten. Gleichzeitig dürften die Bruttomargen im grenzüberschreitenden Geschäft auf 85 Basispunkte von gegenwärtig 103 Basispunkten sinken.
Das sieht Zeltner ähnlich. Die verschärften regulatorischen Anforderungen machten das grenzüberschreitende Geschäft viel teurer. „Dazu kommt, dass sich die Margen im Offshore-Geschäft tendenziell jenen des Onshore Bankings annähern, wo die Bruttomarge heute meist deutlich unter einem Prozent liegt.“ Damit könnten nicht alle Anbieter umgehen, so dass die Konsolidierung unter den Banken weitergehen werde.