Schweizer Biathleten streben erste WM-Medaille an

Hochfilzen bringt der Schweizer Equipe fast immer Glück. Die Biathlon-Destination im Tirol wäre somit der ideale Ort, um an Titelkämpfen Historisches zu schaffen.

Medaille im Visier: Selina Gasparin hat bei Olympia 2014 schon einmal gezeigt, dass bei Titelkämpfen mit ihr zu rechnen ist (Bild: sda)

Hochfilzen bringt der Schweizer Equipe fast immer Glück. Die Biathlon-Destination im Tirol wäre somit der ideale Ort, um an Titelkämpfen Historisches zu schaffen.

Vielleicht klappt es ja an den 49. Weltmeisterschafen mit der ersten Medaille für die Schweiz. Die Chancen stehen allerdings mit Blick auf die Resultate dieser Saison nicht allzu gut. Die Ausbeute fällt mit sechs Top-Ten-Plätzen in 30 Rennen durch Benjamin Weger (9., 10., 10.), Selina Gasparin (7., 10.) und Lena Häcki (4.) nicht überragend aus. Aber im Biathlon ist vieles möglich. Dies zeigte sich beim letzten Weltcup-Rennen vor den Titelkämpfen, als Nadine Horchler in Antholz den Massenstart gewann. Die Deutsche war als 30. und Letzte ins Feld nachgerutscht.

Neben dem Wettkampf-Glück kann auch der Umstand helfen, dass ein gutes Omen die österreichische Destination mit dem Schweizer Biathlon verbindet. Matthias Simmen holte in Hochfilzen im Dezember 2006 den ersten Schweizer Weltcup-Podestplatz im Biathlon, Weger stand 2011 gleich zweimal auf dem Podest und Selina Gasparin lief 2013 zum ersten Schweizer Weltcupsieg.

Sofern alle ihre Bestleistung erbringen, bietet sich zum WM-Auftakt am Donnerstag eine vielversprechende Möglichkeit. Die Mixed-Staffel ist die jüngste der sechs WM-Disziplinen. Sie bildet allerdings kein Nebenprodukt mehr. Medaillen sind Medaillen, die Top-Nationen dürften ihre besten Leute nominieren. Selina Gasparin, Häcki, Weger und Serafin Wiestner sind bereits stark gefordert, um die angestrebte Top-8-Klassierung zu schaffen. Die generelle Vorgabe wurde ansonsten bei einem Top-Ten-Platz angesetzt.

Die Weltmeisterschaften erstrecken sich über 11 Tage. Sie werden mit dem Sprint und der Verfolgung fortgesetzt, in der zweiten Woche folgen für jedes Geschlecht das Einzel, die Staffel und der Massenstart. Theoretisch kann eine Biathletin oder ein Biathlet sechs Medaillen gewinnen. Die Norwegerin Tora Berger schaffte dies 2013 in Nove Mesto.

Gasparin kränkelte

Der stärkste Schweizer Trumpf ist schwer auszumachen. Eigentlich müsste dieser Selina Gasparin heissen. Die Bündnerin hat in der Vergangenheit mit ihren zwei Weltcupsiegen und der Olympia-Medaille bereits Glanzlichter gesetzt, und nach ihrer Babypause hat sie im Weltcup längst wieder Fuss gefasst. Die leichte Erkrankung im Anschluss an die Wettkämpfe in Antholz vor zweieinhalb Wochen dürfte überwunden sein. «Ihre Ansprüche sind etwas höher als die Resultate der laufenden Saison», sagte der Schweizer Disziplinenchef Markus Regli. «Sie ist nahe dran.»

Das Bestresultat in diesem Winter geht auf das Konto von Lena Häcki. Die Frau aus Engelberg stellte sich Anfang Dezember in der Verfolgung von Östersund mit einem 4. Rang der Weltspitze vor. Die 21-Jährige trifft nun besser und legt auch in der Laufleistung weiterhin zu. Im Weltcup-Gesamtklassement liegt sie als 27. neun Positionen hinter Selina Gasparin.

Weger zeigt eine ansprechende Saison, wie Selina Gasparin rangiert auch er in der Overall-Wertung im 18. Zwischenrang. Der Walliser trifft die Scheiben. Allerdings lässt er sich dafür auch viel Zeit im Schiessstand und läuft nicht immer auf dem letzten Zacken. Im Biathlon ist ein Kompromiss gefragt. Wird in der Loipe und in der Schussfrequenz ein zu hohes Tempo angeschlagen, fallen die Scheiben nicht mehr.

Wiestner braucht wieder ein Erfolgserlebnis mit dem Gewehr, um seine Baisse zu überwinden. Läuferisch hat der 26-Jährige zugelegt. Der Bündner war bereits in den vergangenen Wintern ein Spätzünder. Vielleicht ist er nun Mitte Februar reif für eine tolle Klassierung.

Die Schweizer Equipe ergänzen Mario Dolder und Jeremy Finello (die Selektionskriterien je zur Hälfte erfüllt) sowie Elisa und Aita Gasparin (im internen Vergleich durchgesetzt).

Fourcade gegen den Rest

Martin Fourcade dominiert die Biathlon-Szene. Der Franzose wird diesen Winter den Gesamt-Weltcup zum sechsten Mal in Serie gewinnen. Der 28-Jährige ist unbestritten der kompletteste Biathlet: Läuferisch super, treffsicher und wenn es sein muss, kann er immer noch einen Zacken zulegen. Fourcade ist der Einzige, der mit den Gegnern spielen kann. Manchmal zieht er in der Verfolgung oder im Massenstart 500 m vor dem Schiessstand einen Spurt an, um doch noch ein Loch aufzureissen. Der Umstand, dass er auf die meisten Konkurrenten eine Strafrunde wettmachen kann, eröffnet ihm auch im Schiessstand taktische Möglichkeiten.

Vergangenen März in Oslo war er nahe dran, sich mit vier Siegen in vier WM-Einzelrennen in die Geschichtsbücher eintragen zu lassen. Im Massenstart zum Abschluss der Titelkämpfe fehlte Fourcade auf dem Holmenkollen sehr wenig. Genau genommen waren es 2,8 Sekunden auf den Lokalmatadoren Johannes Thingnes Bö.

Bei den Frauen gestaltet sich die Ausgangslage offener: Das Quartett mit Laura Dahlmeier, Gabriela Koukalova, Kaisa Mäkäräinen und Marie Dorin-Habert trennt im Weltcup-Zwischenklassement bloss 69 Punkte.

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