Mit dem Match gegen Deutschland beginnt am Samstag um 6 Uhr Schweizer Zeit für die Schweizer Curlerinnen um Skip Alina Pätz die Frauen-WM in Peking. Das Team Baden Regio ist ein Medaillenanwärter.
Das Schweizer Frauencurling in Peking die Möglichkeit, einen denkwürdigen Rekord zu egalisieren. Dazu müsste zum vierten Mal in Serie der Titel herausschauen.
Nur der Curling-Grossmacht Kanada ist es in der 1975 begonnenen Geschichte der Frauen-WM gelungen, viermal nacheinander die Weltmeisterinnen zu stellen. Dieser Rekord liegt schon recht lange zurück. Die Teams von Connie Laliberté, Linda Moore, Marilyn Bodogh und Pat Sanders realisierten ihn zwischen 1984 und 1987. Die erstaunlichen Schweizer Frauenteams haben ab 2014 drei Titel aneinandergereiht. Die Flimserinnen um Skip Binia Feltscher triumphierten 2014 und 2016, dazwischen errang das Team Baden Regio mit Skip Alina Pätz in Sapporo den Titel mit der phantastischen Bilanz von 12:1 Siegen.
Als hätten sie untereinander abgemacht, sich in den WM-Teilnahmen abzulösen, ist ein Jahr nach Flims jetzt wieder Baden Regio an der Reihe. An den Schweizer Meisterschaften im Februar in Flims waren die Badenerinnen und die Flimserinnen die klar besten Teams. Im Final, der auch über die WM-Teilnahme entschied, setzte sich Pätz‘ Quartett durch.
Seit Jahren eingespielt
Wie bei Flims sind auch bei Baden Regio Konstanz und Kontinuität ein Trumpf. Die drei Bernerinnen Nicole Schwägli, Marisa Winkelhausen und Nadine Lehmann sowie der 27-jährige Zürcher Skip Alina Pätz spielen seit nunmehr vier Jahren in nie veränderter Aufstellung zusammen. Die vier Frauen können nach wie vor auf das bestmögliche Coaching zählen, auf jenes von Mirjam Ott, der erfolgreichsten Schweizer Curlerin der Geschichte.
Um sich erneut die Goldmedaillen umhängen zu lassen, müssen die Schweizerinnen ein happiges Pensum bewältigen. Die Vorrunde führt über elf Partien zu je rund zweieinhalb Stunden, und die Gegnerinnen sind die derzeit stärksten der zwölf WM-Nationen. Der höchste Druck lastet auf Kanadas Skip Rachel Homan, die als kanadische Meisterin quasi von Amtes wegen die Topfavoritin ist. Die Curlerin aus Ottawa ist jedoch schon zweimal an einer WM angetreten und nie mit Gold zurückgekehrt. Beim zweiten Mal, 2014, unterlag sie im Final Binia Feltscher. In Peking muss Homan den Fluch besiegen, der Kanadas Curling seit neun Jahren verfolgt. 2008 wurde Jennifer Jones aus Winnipeg als bislang letzte Kanadierin Weltmeisterin. Diese Durststrecke ist im ganzen kanadischen Curling erst- und einmalig. Wenn sie in Peking nicht gewinnt, wäre Homan die erste Kanadierin, die in drei WM-Starts keinen Titel herausholt. Die Einzige, die die schweren neun Jahre für Kanada etwas weniger unangenehm gestalten konnte, war erneut Jennifer Jones. Sie triumphierte 2014 an den Olympischen Spielen in Sotschi.
Alina Pätz siegte ein Jahr später an der WM in Sapporo gegen Jones in allen drei Spielen: in der Vorrunde, im Playoff und im Final. Das veranschaulicht, in welch grossartiger Form die Badenerinnen 2015 spielten.
Die weiteren Mitfavoritinnen in Peking kommen aus Schweden (Anna Hasselborg), Schottland (Eve Muirhead) und Russland (Anna Sidorowa). Nach langem ist auch wieder mit den Chinesinnen zu rechnen. Skip Wang Bingyu, Weltmeisterin 2009, ist mit einem neuen, leistungsfähigen Team zurückgekehrt.
Ungünstiger Spielplan
Der Spielplan kam den Schweizer Teams in früheren Jahren auch schon entgegen. Diesmal aber nicht. Gegen die Topteams aus Kanada, Schweden und Schottland müssen die Schweizerinnen jeweils in der zweiten von zwei aufeinanderfolgenden Partien spielen. Praktisch ohne Pause also, während die Gegnerinnen sich mehrere Stunden lang erholen können. Die Statistik zeigt, dass unter zwei gleichwertigen Teams das ausgeruhte einen erheblichen Vorteil hat.
In Sapporo 2015 hatten die Badenerinnen, mitgerissen von der entfesselten Alina Pätz, mehr als nur ihre Tauglichkeit auf dem höchsten Niveau bewiesen. Im hochkarätigen Feld erspielten sie sich 12:1 Siege, was einen Erfolgsquotienten von 92,3 Prozent ergibt. Dies ist weltweit die zweitbeste Ausbeute eines Frauenteams seit der Einführung der Frauen-WM im Jahr 1979. Den Rekord halten die Schwedinnen um die Doppel-Olympiasiegerin Anette Norberg. Sie gewannen den WM-Titel 2005 mit 13:1 Siegen.