Das Schweizer Duo Kappeler/Zumthor und das neue Ensemble des US-Musikers Henry Threadgill haben das 40. Jazz Festival Willisau eröffnet. Es dauert bis am Sonntag und bringt einen Querschnitt durch die zeitgenössische improvisierte Musik der USA und Europas.
Die Pianistin Vera Kappeler und der Schlagzeuger Peter Conradin Zumthor sorgten für einen subtilen, stimmungsvollen Auftakt zum Festival: Ein improvisierendes Abtasten, ein sorgfältiges Entwickeln des Klanges. Eines Klanges, der das nahe Liegende und das Effekt heischende meidet.
Der 70-jährige Multiinstrumentalist Henry Threadgill demonstrierte im zweiten Teil des Eröffnungskonzertes, wie der intime Dialog in die Vielstimmigkeit einer Grossformation überführt werden kann.
Threadgill gehört zu jenen Avantgardisten, die ihre Formationen auflösen, wenn sie das Zenit erreicht haben. In Willisau präsentierte er sein neues Ensemble Double-Up, ein Oktett, bei dem unter anderen der Pianist Jason Moran (auch er kein Unbekannter in Willisau) Akzente setzt.
Trotz Jubiläum keine Nostalgie
Die diesjährige Ausgabe des Festivals ist die vierzigste und die fünfte, die von Arno Troxler programmiert wurde. Auf eine Zelebration des Jubiläums verzichtet er allerdings. Zurückschauen passe nicht zu aktueller Musik, sagt der Festivalchef.
Das heisst aber nicht, dass Arno Troxler die Wurzeln des Festivals, die im Free Jazz liegen, verleugnet. Und wenn ein gestandener Musiker wie Threadgill immer noch experimentierend unterwegs ist, dann hat auch er seinen verdienten Platz in diesem Festival.
Das Festival umfasst sechs Doppelkonzerte auf der Hauptbühne, drei Konzerte der Reihe „Intimities“, fünf Konzerte im Zelt und zwei Late Spots. Das Schwergewicht des Programms liegt bei zeitgenössischer, improvisierter Musik aus den USA und aus Europa. Gegenüber den früheren Festivals unter der Leitung seines Onkels Niklaus Troxler hat Arno Troxler eine stilistische Öffnung zu rockigen und elektronischen Klängen vorgenommen.
Zu hören sind in Willisau etwa der Gitarrist Marc Ribot, der Saxofonist Steve Coleman mit Five Elements und der Schlagzeuger Brian Blade mit The Fellowship Band aus Amerika. Die Schweizer Szene ist unter anderen mit der Gruppe Objets Trouvés (Gabriela Friedli, Co Streiff, Jan Schlegel, Dieter Ulrich) sowie Bänz Oester & The Rainmakers vertreten. Aus Wien reist das Trio Radian (mit dem amerikanischen Sänger Howe Gelb), aus Berlin die Pianistin Johanna Borchert an.