Die 33-jährige Lehrerin aus Bülach ZH, die ein Jahr im Jemen in Geiselhaft war, ist am Freitagmorgen in der Schweiz angekommen. Es sei ein schwieriges Jahr gewesen, aber sie sei gut behandelt worden, sagte sie nach ihrer Ankunft am Flughafen Zürich.
„Grundsätzlich geht es mir gut. Ich bin sehr froh, wieder da zu sein.“ Sie brauche nun aber Zeit, sich wieder in der Schweiz einzuleben und Fuss zu fassen. „Ich muss wieder lernen zu leben.“ Sie bedankte sich bei allen Beteiligten und insbesondere bei der Regierung von Katar für die monatelangen Bemühungen, sie freizubekommen.
Details zu ihrer Festhaltung und zur Entführung machte sie nicht. Ralf Heckner, der beim Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) für den Fall zuständig war, begründete die Zurückhaltung damit, dass noch mehr Europäer im Jemen in Geiselhaft seien und man diese keinesfalls in Gefahr bringen wolle.
Als entführt gelten noch zwei Finnen und ein Österreicher. Sie wurden am 21. Dezember 2012 in der Hauptstadt Sanaa verschleppt und sollen sich ebenfalls in den Händen von mit Al-Kaida verbündeten Stämmen befinden.
Emirat Katar spielte eine Schlüsselrolle
Das Emirat Katar spielte bei der Freilassung der Schweizerin eine Schlüsselrolle. Der Durchbruch sei dank den monatelangen Verhandlungen durch die Beteiligten aus Katar gelungen, sagte Heckner am Freitag vor den Medien. Lösegeld sei keines geflossen.
Der Dank gebührt gemäss EDA vor allem Emir Hamad Bin Khalifa Al-Thani und dem Thronfolger Tamim Bin Hamad Al-Thani. Die Nachrichtenagenturen Adnkronos und Xinhua berichteten, das auch verschiedene jemenitische Stämme vermittelt hätten. Sie beriefen sich dabei auf Quellen aus dem jemenitischen Innenministerium.
Die Bülacherin war am 12. März 2012 aus ihrem Haus in Hudaida am Roten Meer von Bewaffneten entführt worden. Sie arbeitete dort für ein Sprachinstitut. Ihr gelang es, eine Freundin in Hudaida telefonisch davon zu unterrichten, dass sie in die südliche Provinz Schabwa verschleppt worden sei.
Im Mai und im August 2012 tauchten zwei Video-Botschaften der jungen Frau auf. Im Mai hatte sie erklärt, sie sei in den Händen von Stammesmitgliedern, die der Terrororganisation Al-Kaida nahestünden, werde aber gut behandelt. Im August bat sie erneut den Bundesrat um Hilfe.
Al-Kaida als Nutzniesser des Aufstands
In den vergangenen 15 Jahren wurden im Jemen bereits hunderte Menschen, darunter auch ausländische Touristen, entführt. Die meisten Geiseln kamen wieder frei – meist nach Zahlung eines Lösegeldes oder gegen andere Vergünstigungen.
Al-Kaida gehört zu den Nutzniessern des Aufstands gegen den damaligen Langzeit-Staatschef Ali Abdullah Saleh im Frühling 2011. Die Terroristen nutzten das Machtvakuum, um sich im Süden und Osten des Landes festzusetzen.