Der Schweizer Film „L’enfant d’en haut“ ist im Rennen um den Auslandsoscar eine Runde weiter. Das bereits an der Berlinale ausgezeichnete Drama der Westschweizer Regisseurin Ursula Meier schaffte es auf die „Shortlist“ der besten ausländischen Filme.
Das gaben Vega Film und Filmcoopi am Freitagabend bekannt. Auf der „Shortlist“ finden sich von einst 71 Bewerbern noch neun Filme. Daraus wählt die Jury im Januar die fünf Nominierten aus. Vergeben wird der begehrteste Filmpreis der Welt am 24. Februar. Die Luft wird für „L’enfant d’en haut“ jetzt allerdings sehr dünn.
Ebenfalls eine Runde weiter kamen das favorisierte Werk „Amour“ von Michael Haneke (Österreich), der Kassenschlager „Intouchables“ aus Frankreich sowie die Streifen „Rebelle“ (Kanada), „No“ (Chile), „En kongelig affære“ (Dänemark) „Djupio“ (Island); „Kon-Tiki“ (Norwegen) und „Dupa dealuri“ (Rumänien).
„Ein eigentlicher Hype“
Ursula Meier hatte bereits damit gerechnet, dass es ihr Werk unter die letzten neun Filme in dem Rennen schaffen würde. „L’enfant d’en haut“ sei in den USA „aussergewöhnlich gut“ aufgenommen worden, erklärte sie am Samstagmittag dem Westschweizer Radio RTS: „Es gibt einen eigentlichen Hype um diesen Film.“
Meier ist selber in die USA gereist, um dort für ihren Film zu werben. Die Reaktionen in den amerikanischen Medien seien äusserst positiv: „Sehr bekannte Journalisten haben den Streifen in ihre Top Ten-Listen aufgenommen.“
Die Westschweizer Regisseurin erklärt sich den Erfolg ihres Werks mit der schauspielerischen Leistung des Hauptdarstellers Kacey Mottet Klein sowie mit dem Thema und dem „sozialem Aspekt“: „Ich glaube, das ist ein Film, der die Amerikaner tief berührt.“
Talbewohner im Luxusgefilde
„L’enfant d’en haut“ erzählt von einem zwölfjährigen Jungen und seiner erwachsenen Schwester, die zusammen in einer schäbigen Wohnung hausen. In der luxuriösen Skistation oben auf dem Berg klaut Simon den Touristen Skis, Helme, Handschuhe und verkauft sie unten im Tal. Gedreht wurde der Film in Verbier und im Rhonetal.
An der Berlinale erhielt der zweite Spielfilm von Ursula Meier einen Silbernen Bären als Sonderpreis. Diese Woche wurde er vom Schweizerischen Verband der Filmjournalistinnen und Filmjournalisten (SVFJ) zum besten Schweizer Film 2012 gekürt.
Konkurrenz unter Frankophonen
Meier betonte im Radiointerview, dass die „Lobbyarbeit“ in der nächsten Runde des Auswahlverfahrens eine Unbekannte darstelle: „Es ist nicht wirklich klar, was man tun muss, um unter die besten fünf zu kommen. Das ist kein Prozess, den man kontrollieren kann.“
Dass vier der verbliebenen neun Streifen – neben den Filmen aus Frankreich, der Schweiz und Kanada auch der österreichische Beitrag „Amour“ – Französisch als Originalsprache aufwiesen, könne ein Hindernis darstellen, räumte die Filmemacherin ein: „Ich befürchte, dass wir uns konkurrenzieren.“