Der Schweizer Finanzplatz soll international engere Verbündete bekommen. „Mein Ziel ist, mit anderen Finanzplätzen eine F-4 oder F-8 zu bilden, eine G-8 der Finanzplätze sozusagen“, sagt der Präsident der Schweizerischen Bankiervereinigung Patrick Odier im Interview mit der „SonntagsZeitung“.
Bereits heute werde mit der City of London einen regelmässigen und engen Dialog geführt. „In Zukunft soll der Kreis breiter werden. Das erlaubt uns, schneller auf neue Regulierungen und Trends zu reagieren und gemeinsame Lösungen zu erarbeiten“, so Odier.
Beim Bankgeheimnis etwa hätten Länder wie Österreich, Luxemburg und Belgien gemeinsame Interessen, was den Schutz der Privatsphäre betrifft. „Das Bankkundengeheimnis darf aber nicht für Steuerhinterziehung missbraucht werden.“
Damit dies in der Schweiz bei keinem Lippenbekenntnis bleibt, schlägt Odier einen von der Finanzmarktaufsicht FINMA kontrollierten Verhaltensstandard vor.
Dieser würde gemäss dem bei der Geldwäschereibekämpfung erprobten Vorgehen folgendermassen funktionieren: Banken würden anhand eines risikobasierten Ansatzes beim Kunden abklären, ob die anzulegenden Gelder steuerkonform sind. Haben die Banken aufgrund von definierten Indizien den Verdacht, dass das Geld unversteuert sein könnte, müssten sie die Kundenbeziehung ablehnen. „Unversteuertes Geld soll gar nicht erst in der Schweiz angelegt werden“, so Odier.
Von einer Selbstdeklarationspflicht für ausländische Kunden hält er hingegen nichts. „Kein anderes Land kennt eine systematische Selbstdeklaration, und kein Land verlangt von uns, dass wir eine solche einführen.“
„Deuschland kann wieder anklopfen“
Angesprochen auf die Verhandlungen zum Steuerabkommen mit Deutschland bekräftigt Odier die Position, keine weiteren Zugeständnisse zu machen. Sollte das Abkommen nicht wie geplant auf den kommenden 1. Januar in Kraft treten, bleibe die Schweiz aber offen.
„Wenn sich die politische Stimmung verändert, kann Deutschland jederzeit wieder bei uns anklopfen. Wegen der Verjährung werden aber mit jedem Jahr, das vergeht, weniger Steuern als Altvermögen resultieren.“