Auf unvermutete Badefreuden sind zwei Schweizer Evolutionsforscher gestossen. Sie liefern erstmals Videobilder von schwimmenden und tauchenden Menschenaffen. Diese Tiere galten bislang als äusserst wasserscheu.
Die von den Forschern untersuchten Affen zeigen eine Art Brustschwimmen, ähnlich des menschlichen Schwimmstils. Diese Ergebnisse deuten gemäss den beiden Forschern darauf hin, dass die Schwimmbewegungen von Menschen und Menschenaffen durch ein früheres Leben auf Bäumen bedingt sind.
Die auf den Bäumen lebenden Vorfahren der Menschenaffen hatten offenbar weniger Gelegenheit, sich auf dem Boden zu bewegen und entwickelten alternative Strategien, um kleine Flüsse zu überqueren, etwa durch Waten oder durch die Benutzung natürlicher Brücken.
Im Gegensatz zu den Menschenaffen benutzen die meisten anderen Landtiere für ihre Fortbewegung im Wasser den sogenannten «Hundeschwumm». Dieser hängt eng mit der Fortbewegung der Tiere an Land zusammen. Die Tiere übertragen instinktiv ähnliche Bewegungsabläufe vom Laufen aufs Schwimmen.
Unterschied nicht so absolut
Menschen und Menschenaffen hingegen müssten das Schwimmen erlernen, betonen die Forscher. Doch zwischen Menschen und Menschenaffen gibt es in Bezug auf das Schwimmen einen grossen Unterschied. Menschen fühlen sich vom Wasser angezogen, Menschenaffen gelten als extrem wasserscheu. Wagen sich Menschenaffen in tiefes Wasser, ertrinken sie oft.
Doch so absolut ist dieser Unterschied offenbar nicht, wie Renato Bender, der in Südafrika zum Thema menschliche Evolution doktoriert und Nicole Bender, Evolutionsmedizinerin und Epidemiologin des Instituts für Sozial- und Präventivmedizin der Universität Bern in ihren Studien zum Schluss kommen.
Die beiden Forscher liefern erstmals videodokumentierte Beobachtungen von schwimmenden und tauchenden Menschenaffen. Die wissenschaftliche Erstbeschreibung dieses Verhaltens ist im Fachjournal «American Journal of Physical Anthropology» erschienen, wie die Universität Bern am Freitag mitteilte.
Wegen ihrer extremen Wasserscheu wurde das Verhalten der Menschenaffen am Wasser bisher in der Anthropologie kaum untersucht.
Cooper geht baden
Die beiden Forscher untersuchten in den USA einen Schimpansen und einen Orang-Utan, die in menschlicher Obhut aufgewachsen sind und das Schwimmen und Tauchen erlernt haben.
«Wir waren extrem überrascht, als der Schimpanse Cooper in einem Schwimmbecken in Missouri unzählige Male unter Wasser tauchte und sich dabei sehr wohl zu fühlen schien», erzählte Nicole Bender laut Mitteilung.
Schon bald tauchte Cooper nach Objekten auf dem Grund des Schwimmbeckens und wenige Wochen später begann er zu schwimmen.
Den Forschern gelangen in einem privaten Zoo in South Carolina weitere Bilder eines Orang-Utans im Wasser. Dieser ist in der Lage, bis zu zwölf Meter frei zu schwimmen.
Die Forscher fanden noch weitere schwimmbegeisterte Affen, konnten diese aber nicht filmen. Noch nicht bekannt ist, wann die Vorfahren des Menschen begannen, regelmässig zu schwimmen und zu tauchen. «Diese Frage dürfte nun mehr ins Zentrum der Forschung rücken», ist Renato Bender überzeugt.