Basler und Berner Biologen haben eine Million US-Dollar von der Bill & Melinda Gates Foundation (BMGF) erhalten, um Schlafkrankheit-Parasiten mit ihren eigenen Waffen zu schlagen.
Die BMGF sucht seit 2008 unorthodoxe und kreative Ideen zur Lösung von grossen globalen Gesundheitsproblemen. Zwei Schweizer Teams konnten sich nun in der aktuellen Ausschreibungsrunde Forschungsgelder in Millionenhöhe sichern.
Als eines von 32 Forscherteams weltweit erhalten Biologen des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts in Basel eine Million US-Dollar (926’000 Franken) für die Entwicklung eines neuen Ansatzes gegen Parasitenkrankheiten. Dies gab die BMGF am Mittwoch bekannt.
Die Forschenden wollen die Erreger der Schlafkrankheit mit ihrer eigenen Kampfstrategie besiegen. In ihrem Lebenszyklus leben die Trypanosomen in mehreren Wirten. Im Menschen befinden sie sich im Blut, geschützt vor der Immunabwehr von einer dichten Proteinhülle. Diese werfen sie ab, sobald sie über eine Blutmahlzeit in eine Tsetsefliege gelangen.
Den Parasit „nackt“ ausziehen
„Wir wollen erreichen, dass der Parasit den Schutzmantel bereits im Warmblüter abwirft und stirbt“, sagte Projektleiter Reto Brun gegenüber der Nachrichtenagentur sda. Zusammen mit Isabel Roditi vom Institut für Zellbiologie der Universität Bern hat er ein Gen in den Erreger geschleust, das den Wechsel der Hülle anzeigt.
In einer ersten Phase des Projekts, von der BMGF mit 100’000 Dollar gefördert, konnten sie zeigen, dass der Trick funktioniert. Bei einigen Substanzen starben die Trypanosomen in nur zwei Stunden ab. „Das ist aussergewöhnlich“, sagte Brun. „Normale Medikamente, die den Parasiten vergiften, brauchen ein bis drei Tage dafür.“
Nun wollen die Forschenden in modernen, automatisierten Verfahren an 100’000 Substanzen testen, ob diese den Hüllenwechsel auslösen. Allein dieser Teil des Projekts kostete rund 250’000 Franken, sagte Brun. In einer zweiten Phase wollen die Forscher die Substanzen weiter testen und schliesslich mit Schlafkrankheit infizierte Mäuse heilen.
Die Methode der todbringenden Metamorphose könnte auch bei anderen Parasitenkrankheiten wirken, wo ebenfalls ein Wirtswechsel stattfindet. Dazu gehören die verwandte Chagas-Krankheit, deren aktuelle Therapie schwere Nebenwirkungen hat, gewisse Wurmkrankheiten und die Leishmaniose, die zweithäufigste Tropenkrankheit nach der Malaria.