Partikelfilter sollten auch bei benzingetriebenen Autos zur Pflicht werden. Zu diesem Schluss kommt das Projekt GasOMeP mehrerer Schweizer Forschungsinstitutionen.
Die meisten Autos, die heute vom Band laufen, sind Benziner. In den Industriestaaten geht der Trend zu sogenannten Downsizing-Motoren: Motoren mit weniger Hubraum, dafür mit Benzin-Direkteinspritzung und Turboaufladung. Diese Technik schone die Umwelt und spare Sprit, sagen die Hersteller.
Diese Aussage nahmen die Wissenschaftler im GasOMeP genauer unter die Lupe, indem sie den Abgascocktail solcher Motoren untersuchten. Die Forschungsgruppe wählte für den Versuch sieben Benzin-Direkteinspritzer mit Baujahren zwischen 2001 und 2010 aus.
Bis 100 Mal mehr Partikel als Diesler
Als Vergleichsfahrzug wurde ein aktueller Peugeot 4008 Baujahr 2013 mit Dieselmotor und Partikelfilter mitgemessen. Die Resultate waren ernüchternd, wie die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt Empa in der aktuellen Ausgabe ihres Magazins «Empa Quarterly» schreibt. Die getesteten Benziner stiessen 10 bis 100 Mal mehr feine Russpartikel aus als der Diesel-Peugeot mit Partikelfilter.
Die Partikel aus den Benzinmotoren sind unter dem Mikroskop ähnlich klein wie Russpartikel, die den Diesel einst in Verruf brachten: Es sind Primärpartikel mit 10 bis 20 Nanometern (nm) Grösse, die sich zu 80 bis 100 nm grossen Partikelagglomeraten zusammenlagern, bevor sie den Auspuff verlassen.
«Einmal eingeatmet, bleiben solche kleine Partikel für immer im Körper», wird Empa-Forscher Norbert Heeb im Artikel zitiert. Die Partikel könnten erwiesenermassen die Membran menschlicher Lungenbläschen passieren und so in den Blutkreislauf gelangen.
Die Partikel sind laut Heeb allerdings nicht das einzige Problem. Auf der Oberfläche der Partikel lagern sich flüssige oder feste chemische Gifte aus dem Verbrennungsprozess ab, unter anderem polyzyklische Aromaten. Diese Substanzen können mit den Partikeln in den Blutkreislauf geschleust werden.
Stark krebserregende Substanzen
Die Empa-Forscherin Maria Munoz schaute sich die Abgase einzelner im Projekt GasOMeP getesteter Fahrzeuge genauer an. Sie fand das Verbrennungsprodukt Benzo(a)pyren, eine bekanntermassen Krebs erregende Substanz, die auch im Zigarettenrauch vorkommt.
Die EU hat sich auf einen Luftgrenzwert von einem Nanogramm pro Kubikmeter Luft geeinigt. Die Abgase der gemessenen Autos liegen bis zu 1700-fach darüber. Anders herum gerechnet: Ein Kubikmeter Abgas macht aus bis zu 1700 Kubikmetern sauberer Luft eine nach EU-Standard Krebs erregende Mischung.
Filtertechnik ist ausgereift
Die Ergebnisse des Projekts GasOMeP wurden Ende März bei einer Tagung in der Empa-Akademie vorgestellt. Das Fazit der beteiligten Forscher lautet: Partikelfilter sind bei Dieselfahrzeugen etabliert und bieten eine seit Jahren ausgereifte Technik. Auf Grund der aktuellen Messdaten sollten sie nun auch bei Benzinern zur Pflicht werden.
GasOMeP ist die Abkürzung von Gasoline Vehicle Emission Control for Organic, Metallic and Particulate Non-Legislative Pollutants. Beteiligt an diesem Projekt waren das Paul-Scherrer-Institut (PSI), die Berner Fachhochschule, die Fachhochschule Nordwestschweiz, mehrere Industriepartner und die Empa. Finanziert wurde das Projekt durch das Kompetenzzentrum für Energie und Mobilität des ETH-Bereichs (CCEM).