Auch wenn der Temperaturanstieg seit 15 Jahren eine Pause macht, schmilzt das Eis weiter, und das führt zu einem bedrohlichen Anstieg des Meeresspiegels. Der Bericht des Weltklimarats, der am Montag in Bern in voller Länge veröffentlicht wurde, verdeutlicht dies.
Forschungsdaten zum Abschmelzen des Eises waren bereits in den 4. Weltklimabericht von 2007 eingeflossen. Doch Daten, die zudem auf ein rascheres Fliessen der Eismassen hinwiesen, hatten die Forscher aufgrund zu hoher Unsicherheiten beiseite gelassen.
Inzwischen belegten neue Erkenntnisse, dass das Schmelzen des Eises und sein beschleunigtes Ausfliessen etwa je die Hälfte zum Anstieg des Meeresspiegels beitrügen, sagte Konrad Steffen. Er ist Leitautor des Kapitels über Eis und Gletscher des neuen Klimaberichts.
Zusammen mit anderen Schweizer Klimaforschern stellte er am Montag an einem Anlass des Schweizer Büros des Weltklimarats (IPCC) in Bern seine Resultate einem breiten Publikum vor.
Beobachtungen zeigen deutlich stärkere Auswirkungen
Der Bericht liefere nicht nur mehr vom Gleichen, sagten Schweizer Forscher in Bern. Ihre Beobachtungen seien genauer als zuvor und sie deuteten auf deutlich stärkere Auswirkungen hin.
So warnt der 5. IPCC-Sachstandsbericht vor einem Anstieg des Meeresspiegels, der um ein Drittel höher liegt als bislang prognostiziert. Je nach Szenario wird dieser bis zum Jahr 2100 um 26 bis 82 Zentimeter steigen. Ursache dafür sind vor allem die schwindenden Eisschilde auf den Landmassen Grönlands und der Antarktis.
«Die Menschen in Ozeanien werden auswandern müssen, die Niederländer höhere Deiche bauen», sagte er. Das werde enorme Kosten verursachen.
Fakten, nicht Theorien
Die vieldiskutierte Pause beim Temperaturanstieg seit 15 Jahren wurde von Skeptikern des menschengemachten Klimawandels im Vorfeld als Entwarnung gedeutet. Da jedoch weiter Treibhausgase produziert würden, verschöbe die Pause die Klimaerwärmung lediglich, sagte Steffen.
Die Forscher betonen, dass es sich bei den Aussagen des Klimareports nicht um blosse Theorien handelt: «Dies sind Fakten, die die Klimawissenschaft über Jahre zusammengetragen hat», sagte Thomas Stocker von der Universität Bern, Ko-Vorsitzender der Arbeitsgruppe I, die den Sachstandsbericht erarbeitet hat. «Die in den letzten Dekaden auftretenden Veränderungen sind völlig anders als alles, was in den letzten Jahrtausenden stattgefunden hat.»