Der Streit um die Neuausrichtung des deutschen Film- und Sportkonzerns Constantin Medien spitzt sich zu. Der Schweizer Grossaktionär Bernhard Burgener lehnt ein sogenanntes Shoot-Out ab. Nun droht eine lange juristische Blockade.
Ein Shoot-Out kann innerhalb von Aktiengesellschaften zum Zug kommen, um in Streitfällen eine längere Hängepartie zu vermeiden. Dabei kauft die eine Aktionärsgruppe der anderen deren Anteile ab.
Ein solches Verfahren schlug im Fall der Constantin-Medien nun offenbar der Verwaltungsratspräsident Dieter Hahn vor. Aus Burgeners Umfeld hiess es am Freitag jedoch, dass dieser ein Shoot-Out ablehnt. Der Streit über die Zukunft der Constantin Medien wird damit vor Gericht fortgesetzt.
An der Generalversammlung am Donnerstag stimmte eine Mehrheit der Aktionäre für den Verkauf der Filmsparte. Stattdessen will sich der Konzern auf das Geschäft mit Sportsendern («Sport1») und Sportvermarktung konzentrieren. Dafür hatten Geschäftsleitung und Verwaltungsrat geworben.
Umstrittener Strategiewechsel
Allerdings hatte der vom Verwaltungsrat als Versammlungsleiter eingesetzte Rechtsanwalt den Schweizer Grossaktionär Bernhard Burgener nach dessen Angaben von der Abstimmung ausgeschlossen. Burgener wehrt sich gegen den Strategiewechsel und kündigte umgehend eine Anfechtungsklage vor Gericht an. Die Beschlüsse der Versammlung seien null und nichtig, erklärte der Basler.
Burgener und mit ihm verbündete Aktionäre halten zusammen knapp 30 Prozent der Constantin-Aktien. Zugleich sitzt Burgener als Chef der wichtigsten Constantin-Tochter Highlight Communications mit Sitz in Pratteln BL an einer entscheidenden Schaltstelle im Konzern.
Eine Veräusserung des Filmgeschäfts sei nicht im Interesse der Gesellschaft sowie der Minderheitsaktionäre, hatten die Gegner des Strategiewechsels Ende September verlauten lassen. Durch den Verkauf des Segments Film würden erhebliche Klumpenrisiken für die Highlight-Gruppe entstehen, welche den Fortbestand des Unternehmens gefährden könnten.
Lähmende Patt-Situation
Auf der anderen Seite steht die oberste Constantin-Führungsriege um Verwaltungsratspräsident Hahn, der ebenfalls knapp 30 Prozent der Aktien kontrolliert, und Unternehmenschef Fred Kogel. Das Patt zwischen beiden Lagern lähmt den Konzern seit Monaten.
Kogel hatte am ersten Tag der zweitägigen Versammlung für eine Neuaufstellung der verschachtelten Unternehmensgruppe geworben. Constantin Medien solle sich auf das Sportgeschäft konzentrieren. Verkauft werden solle die Filmsparte, die ebenfalls den Namen Constantin trägt. Sie zählt mit Kinoerfolgen wie «Fack ju Göhte» und «Er ist wieder da» zu den bedeutendsten deutschen Produzenten.
Constantin Film und ein Teil des Sportgeschäfts sind allerdings unter der von Burgener geführten Konzerntochter Highlight angesiedelt. Über die Zugriffsrechte von Kogel und Hahn auf diese Tochtergesellschaft ist ebenfalls ein Rechtsstreit entbrannt.