Die Löhne der Chefs von Schweizer Grosskonzernen sind die höchsten in Europa. Im Mittel (Median) erhielten die Chefs der sieben untersuchten Schweizer Multis, die in den Eurotop-100-Unternehmen enthalten sind, im vergangenen Jahr 8,77 Millionen Euro.
Das ist ein Anstieg von fast 15 Prozent gegenüber 2014, wie aus einer Studie des Beratungsunternehmens Willis Towers Watson hervorgeht, die am Dienstag veröffentlicht wurde.
Hinter den Schweizern zahlten spanische Grosskonzerne am meisten (7,18 Millionen Euro). Darauf folgen die Briten mit 6,78 Millionen Euro vor den Deutschen, die im Median 5 Millionen Euro kassieren.
Spitzenverdiener ist Rakesh Kapoor vom britischen Konsumgüterriesen Reckitt Benckiser mit 20,85 Millionen Euro, vor seinem Kollegen vom weltgrössten Bierkonzern Anheuser-Busch Inbev (AB Inbev) mit 13,8 Millionen Euro.
Ermotti auf Platz drei
Auf Platz drei liegt UBS-Konzernchef Sergio Ermotti mit 13,11 Millionen Euro knapp vor dem Ölgiganten BP (12,86 Millionen). Die UBS hatte 2015 das beste Ergebnis seit fünf Jahren vorgelegt. Der Basler Pharmakonzern Roche hat mit 10,65 Millionen den Lokalrivalen Novartis (10,6 Millionen) überholt und ist auf Platz 5 geklettert.
Die Direktvergütung (ohne Altersversorgung und Nebenleistung) aller Bosse der 74 untersuchten grössten Unternehmen Europas nahm lediglich um 6 Prozent auf 5,77 Millionen Euro im Median zu. Im Median verdient die Hälfte der Konzernchefs mehr, die andere Hälfte weniger als den Medianwert.
Die gute Entwicklung in mehreren Unternehmen habe zu höheren Boni geführt, erklärte Willis-Towers-Watson-Kadermann Olaf Lang. Zudem habe es Erhöhungen bei den Grundsalären und bei den langfristigen Anreizkomponenten gegeben.
Überdies habe sich die Zusammensetzung in den Eurotop 100 verändert, was sich auf den Median der Gesamtvergütungen ausgewirkt habe. Denn es wurden nur Konzernchefs berücksichtigt, die im ganzen Jahr 2015 im Amt waren. So ist beispielsweise die Credit Suisse wegen des Wechsels an der Spitze von Brady Dougan zu Tidjane Thiam nicht im Vergleich enthalten.
Abzockerinitiative ohne Einfluss
In der Schweiz habe die nach der Abzockerinitiative erlassene Verordnung gegen übermässige Vergütungen (VegüV) zwar die Mitbestimmung der Aktionäre bei den Salären der Teppichetage deutlich gestärkt, aber bisher keinen Einfluss auf die Höhe der Saläre gehabt, sagte Lang der Nachrichtenagentur sda. Die Verordnung beinhalte keine Regel, welche die Höhe der Vergütungen beeinflussen würde.
Dies könnte sich mit der Aktionärsrechte-Richtlinie der EU ändern, die aber frühestens Mitte nächsten Jahres erwartet werde. Diese Richtlinie dürfte auch Auswirkungen auf die Schweiz haben, sagte Lang.