Schweizer Jugendliche sind im internationalen Vergleich zurückhaltend bei Gründungen von Unternehmen. Nur eine von dreissig Personen im Alter von 18 bis 24 Jahren ist derzeit daran, ein Geschäft zu gründen oder steht an der Spitze eines Start-ups.
Damit klassiert sich die Schweiz laut einer Studie in die hinteren Ränge vergleichbarer innovationsstarker Volkswirtschaften (Rang 23 im Vergleich der 27 Länder). Dies geht aus dem Länderbericht Schweiz des Global Entrepreneurship Monitors hervor, der am Mittwoch veröffentlicht worden ist.
Zwar erachten über zwei Fünftel (knapp 45 Prozent) der jungen Befragten eine unternehmerische Laufbahn als gute Karrierewahl. Aber nur eine eine kleine Minderheit (knapp 15 Prozent) glaubt, dass sie über die erforderlichen Grundlagen verfügt, um ein eigenes Unternehmen zu gründen.
Die Ergebnisse deuteten darauf hin, dass in der Schweiz die Weichen zu unternehmerischen Anreizen und Ausbildung zu spät gestellt werden, heisst es in der Mitteilung der an der Studie beteiligten Hochschule für Wirtschaft in Freiburg (HSW-FR).
Vom Klassenzimmer in die Wirtschaftswelt
Nach Ansicht von Rico Baldegger, Direktor der HSW-FR, muss in der Schweiz die unternehmerische Ausbildung grundlegend überdacht werden. «Wir müssen die Schülerinnen und Schüler aus dem Klassenzimmer und in die Praxis der realen Wirtschaftswelt bringen, vor allem die der Start-ups», sagt Baldegger. Das Schweizer Bildungssystem müsse die Kreativität junger Menschen besser fördern und sie ermutigen, ausserhalb der Box und abseits klassischer Karrieren zu denken.
Auch allgemein ist für die Schweizer Bevölkerung eine unternehmerische Karriere weiterhin nicht besonders verlockend. 2016 glaubten immerhin 43 Prozent der Schweizer, dass sie über genügend Erfahrung und Kompetenzen verfügen, um ihr eigenes Unternehmen zu gründen. Aber dennoch kommt nur für eine Minderheit eine Unternehmensgründung als Option in Frage.
39 Prozent der Bevölkerung betrachtet sie als gute Karrierewahl, gegenüber 78 Prozent in den Niederlanden, 69 Prozent in Portugal, 67 Prozent der Kanadier, oder 64 Prozent der Israeli. Und nur knapp 8 Prozent der Schweizer sind tatsächlich bereit, sich in den nächsten drei Jahren unternehmerisch zu betätigen und ein neues Unternehmen zu gründen.
Ballungsgebiete im Vorteil
Der Bericht zeigt zudem, dass der Unternehmergeist in den Ballungsräumen und Städten deutlich stärker ausgeprägt ist als in der Peripherie. In den Metropolen sieht fast die Hälfte der Bevölkerung (47 Prozent) kommerzielle Geschäftsmöglichkeiten gegenüber nur einem Drittel der Bevölkerung für Randregionen.
In Zürich, in der Genferseeregion und in den Kantonen im Osten der Schweiz ist die unternehmerische Aktivität 2016 am dynamischsten. Im vergangenen Jahr stürzten sich laut dem Bericht 8,2 Prozent der Schweizer in ein unternehmerische Abenteuer. Das ist ein leichter Anstieg (+ 0,9 Prozent) im Vergleich zu 2015.