Der Schweizer Kardinal Gilberto Agustoni ist am Freitag in Rom im Alter von 94 Jahren gestorben. Er war 1994 von Johannes Paul II. zum obersten kirchlichen Richter im Vatikan, dem Präfekten der Apostolischen Signatur, ernannt worden.
Der Sprecher der Schweizerischen Bischofskonferenz, Walter Müller, bestätigte den Tod des Kardinals am Samstag auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda entsprechende Berichte in verschiedenen Tessiner Medien.
In einem Telegramm an die Familie bekundete Papst Franziskus seine Anteilnahme am Tod des Kardinals und wies besonders auf dessen «Zeugnis der priesterlichen Hingabe und der Treue zum Evangelium» hin, wie es in einer Mitteilung der Schweizerischen Bischofskonferenz heisst.
Agustoni wurde am 26. Juli 1922 in Schaffhausen geboren. Nach der Grundschule in Schaffhausen absolvierte er in Lugano das Priesterseminar. Nach der Matur studierte Agustoni in Rom und Freiburg Theologie und schloss mit dem Doktorexamen ab.
Am 20. Juli 1946 wurde er zum Priester geweiht. Nach zwei Jahren Amtszeit in Lugano als Assistent der «Azione Cattolica», des Tessiner Dachverbands der von Männern gebildeten katholischen Gruppierungen, wurde Agustoni als Sekretär des Kardinals Alfredo Ottaviani nach Rom berufen.
Nebenbei studierte Agustoni in Rom Rechtswissenschaft und wechselte danach als Referendar an die Sacra Romana Rota. Am 6. Januar 1987 wurde er von Papst Johannes Paul II. zum Bischof geweiht. Danach amtierte er als Sekretär der weltweiten Klerus-Kongregation.
Seit April 1992 ist Agustoni Pro-Präfekt der Apostolischen Signatur, des obersten katholischen Gerichts für kanonisches Recht. Mit seiner Ernennung zum Kardinal wurde er auch zum Präfekten dieser Institution befördert.
Nach Agustonis Tod gibt es nur noch zwei Schweizer Kardinäle. Kurt Koch amtet als Minister für Ökumene und ist Mitglied in der Heiligsprechungskongregation. Henri Schwery befindet sich nach Angaben der Bischofskonferenz in Rente.