Die Schweiz ist ein bald ein Volk von Teilern. Jeder Zweite wird in den nächsten 12 Monaten über eine Onlineplattform Güter oder Dienstleistungen mieten oder vermieten. Fast jeder Fünfte hat das bereits probiert.
Die Konsumenten sind mehrheitlich überzeugt, dass mieten oder ausleihen günstiger kommt als kaufen. Zudem erachten sie das Teil-Prinzip als nachhaltig.
Am meisten geteilt wurden bisher Transport und Unterkunft. Für die Zukunft sind Dienstleistungen auf dem Vormarsch.
Gemäss einer am Mittwoch publizierten Studie des Beratungsunternehmens Deloitte ist das Wachstumspotenzial der sogenannten Sharing Economy in der Schweiz gross. Gemäss den Autoren der Studie ist es sogar grösser als in den USA, was erstaunlich sei. Dort haben zwar bereits 21 Prozent der Befragten an der Sharing Economy teilgenommen, doch werden es in den nächsten 12 Monate nur 45 Prozent und damit 10 Prozentpunkte weniger sein als in der Schweiz.
Eine mögliche Erklärung ist die tiefe Verankerung von Eigentum und Besitz in der US-amerikanischen Gesellschaft. Für viele Menschen sei dort alleiniges Besitztum noch immer fester Bestandteil des amerikanischen Traums, schlussfolgern die Autoren.
Allerdings ist auch in der Schweiz das Teilen nicht überall gleich beliebt: In der Romandie bezeichnen sich 65 Prozent der Befragten als Anhänger der Sharing Economy, in der Deutschschweiz sind es nur 32 Prozent. Die Hälfte der Deutschschweizer sind explizit keine Anhänger dieses Geschäftsmodells.
Der Sharing Economy-Trend hat seinen Ursprung in den USA. Zu den Vorreitern zählt beispielsweise Ebay. Doch der eigentliche Trend setzte erst nach der Finanzkrise ein. Zu den bekanntesten Startups zählen Airbnb, Uber oder auch Wework. Jährlich werden 12 Mrd. Dollar in solche Unternehmen investiert, doppelt so viel wie in Startups aus dem Feld der Sozialen Netzwerke. Das Marktvolumen beträgt 26 Mrd. Dollar.
Auch in der Schweiz wurden Unternehmen der Sharing Economy gegründet, beispielsweise Housetrip, eine der grössten Plattformen für das Vermieten und Mieten von Unterkünften in Europa. Als weitere Schweizer Beispiele nennen die Experten von Deloitte Parku und Sharoo, wo Konsumenten sich Parkplätze oder Autos teilen.
Die Rahmenbedingungen für weitere Gründungen seien gut. Grund dafür sind die fehlenden staatlichen Eingriffe, wenige administrative Gründungshürden und gut ausgebildete Arbeitskräfte. Hingegen haben Startups nach der eigentlichen Lancierung ihrer Idee oftmals Mühe, Investoren zu finden für einen Ausbau. Auch sind die hohen Lohn- und Produktionskosten höher als im Ausland. Die Schweiz sei darum relativ weit entfernt, ein Silicon Valley zu sein, schlussfolgern die Autoren.