Bei einem schweren Anschlag im Diplomatenviertel von Kabul ist auch das Kooperationsbüro der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) beschädigt worden. Nach ersten Erkenntnissen wurden jedoch keine Schweizer Staatsbürger verletzt oder getötet.
Durch die starke Druckwelle zerbarsten zahlreiche Fenster am Gebäude, wie das Eidgenössische Departement für auswärtige Angelegenheiten (EDA) am Mittwoch mitteilte. «Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Vertretung sind indes wohlauf», betonte das EDA.
Der Vorsteher des EDA, Bundesrat Didier Burkhalter, habe den Mitarbeitenden des Schweizer Kooperationsbüros sein Mitempfinden ausgedrückt und sie der Unterstützung des Departements versichert. Seinem afghanischen Amtskollegen werde Bundesrat Burkhalter in einem Kondolenzschreiben sein Beileid bekunden.
Das EDA verurteilte den «verabscheuungswürdigen Anschlag» in Kabul aufs Schärfste. «Wir sind in Gedanken mit den Betroffenen, drücken den Angehörigen der Opfer unser tiefes Mitgefühl aus und wünschen den Verletzten rasche und vollständige Genesung.»
80 Menschen getötet
Beim Bombenanschlag wurden mindestens 80 Menschen getötet und 350 verletzt. Die deutsche Botschaft wurde stark beschädigt. Auch an den Vertretungen von Frankreich, China, Indien und der Türkei gab es Schäden.
Zunächst bekannte sich keine Gruppe zu dem Anschlag in der afghanischen Hauptstadt. Die radikalislamischen Taliban liessen aber verlauten, sie seien es nicht gewesen. Ähnliche Anschläge hatte zuletzt die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) für sich reklamiert.
Der Sprecher des afghanischen Innenministeriums, Nadschib Danisch, sagte, der oder die Attentäter könnten einen schwarzen Tanklastwagen für Wasser mit Sprengstoff befüllt haben. «Aber weil die Explosion so schwer war, können wir das noch nicht mit Sicherheit sagen. Vom Tanker ist kaum noch etwas übrig.» Die Wucht der morgendlichen Explosion habe mindestens 50 Fahrzeuge zerstört.
Die ungewöhnlich starke Explosion liess noch in mehreren hundert Metern Entfernung Fenster bersten und riss Türen aus den Angeln. Auf Videoaufnahmen waren eingestürzte Mauern, brennende Trümmer und zerstörte Autos zu sehen. Zu den Spitälern wurden Leichen gebracht, die bis zur Unkenntlichkeit verbrannt waren.
Deutsche Botschaft schwer beschädigt
Das Hauptgebäude der deutschen Botschaft im schwer gesicherten Diplomaten- und Regierungsviertel wurde massiv beschädigt. Auch über Schäden an den Vertretungen von Frankreich, China, Indien und der Türkei gab es Berichte.
Der deutsche Aussenminister Sigmar Gabriel sagte, ein afghanischer Wächter der deutschen Botschaft sei umgekommen, zudem seien mehrere Bedienstete verletzt worden.
Bei dem Bombenanschlag wurde auch ein afghanischer Fahrer des britischen Senders BBC getötet. Zudem seien vier BBC-Journalisten verletzt worden, teilte der Sender am Mittwoch in London mit. In der japanischen Botschaft erlitten zwei Mitarbeiter Schnittwunden durch zerborstene Fensterscheiben.
Nach Angaben des Innenministeriums detonierte die Bombe an einer viel befahrenen Strasse zwischen der deutschen Botschaft und einem Sicherheitsposten am Sanbak-Platz. Die Strasse ist eng und wird an beiden Seiten von hohen Sprengschutzmauern begrenzt.
Fahrzeug an Weiterfahrt gehindert
Was das Ziel war, blieb zunächst unklar. Aus einer Stellungnahme der NATO-Mission Resolute Support scheint hervorzugehen, dass afghanische Sicherheitskräfte verhindert haben, dass das Fahrzeug in eine gesicherte Zone Richtung NATO-Hauptquartier und Präsidentenpalast eindringen konnte.
In den Vierteln liegen aber auch viele andere Botschaften und afghanische Ministerien. Tausende Mitarbeiter dieser Ministerien, von Botschaften und anderen Büros waren zur Zeit der Explosion gegen 08.30 Uhr (Ortszeit) auf dem Weg zur Arbeit.
Ein Hauptquartier von Afghanistans grösster Telekommunikationsfirma Roshan liegt ebenfalls sehr nahe dem Anschlagsort. Der Sender Tolo TV meldete, viele der Opfer seien Roshan-Mitarbeiter.
Die NATO-Mission Resolute Support liess verlauten, man sei dabei zu überprüfen, wie es allen NATO-Mitarbeitern gehe. Afghanische Medien berichteten, es seien nun ausländische Soldaten am Ort der Explosion.