Von heute bis am Sonntag finden im deutschen Brandenburg die Ruder-Europameisterschaften statt. Der Schweizer Leichtgewichts-Vierer tritt als Titelverteidiger an.
Der Schweizerische Ruderverband hat sich eine Medaille und eine weitere Top-6-Platzierung zum Ziel gesetzt. Damit gibt er sich zurückhaltend. Es müsste einiges passieren, dass der Leichtgewichts-Vierer mit Mario Gyr, Simon Niepmann, Simon Schürch und Lucas Tramèr nicht erneut aufs Podest rudert. Niepmann und Tramèr könnten zum vierten Mal in Folge EM-Gold gewinnen, nachdem sie 2013 und 2014 jeweils im Leichtgewichts-Zweier triumphiert haben.
Das Quartett, das im vergangenen Jahr nebst dem EM-Titel auch WM-Gold und den Gesamtweltcup holte, setzte Mitte April beim Weltcup-Auftakt in Varese ein erstes Ausrufezeichen. Das Schweizer Aushängeschild distanzierte die zweitplatzierten Chinesen um mehr als fünf Sekunden. In Brandenburg startet in dieser Bootsklasse zum ersten Mal in der laufenden Saison auch Grossbritannien, der Olympia-Zweite von 2012. Dänemark und Frankreich hingegen, die an der letzten WM hinter der Schweiz die weiteren Podestplätze belegt haben, verzichten auf eine Teilnahme.
Der Leichtgewichts-Vierer hat wie die übrigen Schweizer Topruderer ein intensives zweiwöchiges Trainingslager in Varese hinter sich, da die EM nur eine Zwischenstation auf dem Weg an die Olympischen Spiele in Rio de Janeiro ist und deshalb auch für Tests genutzt wird. Dem Saisonhöhepunkt im August wird alles untergeordnet.
Eine heisse Kandidatin, um zumindest den A-Final zu erreichen, ist Skifferin Jeannine Gmelin, die im vergangenen Jahr EM-Silber gewonnen hat. Die 25-jährige Ustermerin gehört mittlerweile zur Weltspitze. Beim Weltcup in Varese verpasste sie das Podest um 77 Hundertstel und wurde Vierte. Ihr Ziel in Brandenburg ist schlicht und einfach, ein Toprennen zu rudern. Sie will sich auf keinen Rang fixieren.
Mit Zuversicht kann auch der Doppelzweier mit Roman Röösli und Nico Stahlberg der EM entgegenblicken, erreichten die beiden in Varese doch Platz 3. Röösli und Stahlberg starten normalerweise im Doppelvierer, der das Ticket für die Olympischen Spiele gelöst hat. Wegen der Verletzungen von Augustin Maillefer (Handbruch) und Barnabé Delarze (Rückenprobleme) sind sie in Brandenburg jedoch erneut im Zweier unterwegs.
Insgesamt sind neun Schweizer Boote am Start. Für den ebenfalls für Rio qualifizierten Leichtgewichts-Doppelzweier der Männer ist die EM eine wichtige Standortbestimmung. Im Gegensatz zu Varese rudert Michael Schmid nicht mehr mit Silvan Zehnder, sondern mit Daniel Wiederkehr, mit dem er sich den Olympia-Quotenplatz gesichert hat. Die Saison-Vorbereitung von Wiederkehr verlief alles andere als optimal, musste er sich doch einem Eingriff an den Sehnenscheiden an beiden Unterarmen unterziehen. Deshalb ist die finale Besetzung für Rio in diesem Boot noch nicht klar.
Für den Leichtgewichts-Doppelzweier der Frauen mit Patricia Merz und Frédérique Rol ist die EM der letzte Wettkampf vor der Olympia-Qualifikationsregatta in Luzern vom 22. bis 24. Mai.