Schweizer lösten im Jahr 2015 ein Fünftel mehr Waffen ein als 2014

Deutlich mehr Schweizer kaufen eine Pistole, ein Gewehr oder eine andere Waffe für den privaten Gebrauch. Die Gesuche für Waffenerwerbsscheine nahmen im laufenden Jahr im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich zwanzig Prozent zu.

Schweizerinnen und Schweizer kauften 2015 mehr Waffen. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Zahl der Gesuche für Waffenerwerbsscheine um rund zwanzig Prozent zugenommen.

(Bild: sda)

Deutlich mehr Schweizer kaufen eine Pistole, ein Gewehr oder eine andere Waffe für den privaten Gebrauch. Die Gesuche für Waffenerwerbsscheine nahmen im laufenden Jahr im Vergleich zum Vorjahr um durchschnittlich zwanzig Prozent zu.

Dies zeigt eine Umfrage in mehreren Kantonen, welche die Sendung «10vor10» des Schweizer Fernsehens SRF gemacht hat und die am Mittwoch publiziert wurde. Demnach nahmen 2015 die Gesuche für Waffenerwerbsscheine in zwölf befragten Kantonen im Vergleich zum Vorjahr zu. Auch die Waffenhändler spürten die erhöhte Nachfrage nach Schusswaffen.

Am grössten ist der Anstieg im Kanton Waadt – von 2427 auf über 4200 Gesuche. Pierre-Olivier Gaudard, Chef der Kriminalprävention der Kantonspolizei Waadt, erklärt die Zunahme von über siebzig Prozent mit einem generellen Klima der Beunruhigung und einer gewachsenen Angst vor Einbrechern.

Martin Boess, Direktor der Schweizerischen Kriminalprävention, warnt derweil vor dem zunehmenden Waffenkauf. Eine Waffe im Haus zu haben, um sich sicherer zu fühlen, sei eine sehr schlechte Idee. Gegenüber «10vor10» sagte er: «Wenn mehr Waffen im Umlauf sind, steigt die Gefahr für die Bevölkerung. Das zeigen unter anderem Erfahrungen aus den USA. Wo es mehr Waffen hat, passieren auch mehr Unfälle mit Waffen.»

Schweiz beim Waffenbesitz weltweit vorne dabei

In der Schweiz wurde das Waffenrecht in den vergangenen Jahren verschärft. In vielen Punkten ist das Schweizer Recht dem europäischen Recht angepasst worden.

Mit den strengeren Beschlüssen setzte der Bundesrat auch das im Nachgang zur Abstimmung über die Waffen-Initiative gemachte Versprechen um, den Schutz vor Waffenmissbrauch trotz des Neins zur Initiative weiter zu verbessern. Die Initiative war im Februar 2011 vom Schweizer Stimmvolk mit 56,3 Prozent bachab geschickt worden.

Auch der Waffenerwerb ist nicht mehr so liberal wie früher. Je nach Kategorie (verbotene Waffen, bewilligungspflichtige Waffen oder meldepflichtige Waffen) wird laut dem Bundesamt für Polizei (fedpol) eine Ausnahmebewilligung, ein Waffenerwerbsschein oder eine Meldepflicht verlangt.

Somit könne nicht jeder in der Schweiz eine Waffe erwerben, schreibt das fedpol. Insbesondere bei Dritt- oder Selbstgefährdung sei dies beispielsweise nicht möglich.

Dennoch gibt es in der Schweiz bei rund 8 Millionen Einwohnern etwa 2,5 Millionen legale Waffen – das ist einer der höchsten Pro-Kopf-Werte weltweit. Rund die Hälfte der Waffen kommt vom Militär.

Keine Pflicht zur Nachregistrierung von Waffen

Das Parlament hatte sich in der Herbstsession gegen eine Gesetzesänderung ausgesprochen, die eine Nachregistrierung von Feuerwaffen verlangte. Die Befürworter argumentierten vergeblich, mit der Pflicht zur Nachregistrierung könnte die Sicherheit verbessert werden, insbesondere jene von Polizistinnen und Polizisten.

Die Gegner bezweifelten dies. Aus ihrer Sicht würden unbescholtene Bürger mit administrativem Aufwand belastet. Gegen die Nachregistrierung hatten vor allem Schützenvereine und Jäger gekämpft.

Justizministerin Simonetta Sommaruga gab vergeblich zu bedenken, die Registrierung von Waffen sei eine wesentliche Voraussetzung, um gegen illegalen Waffenhandel vorgehen zu können. Wer rechtmässig eine Waffe besitze, habe nichts zu befürchten.

Heute müssen in der Schweiz nur jene Waffen in den kantonalen Registern eingetragen sein, die nach dem 12. Dezember 2008 gekauft wurden. Wie viele ältere Waffen es gibt, ist unbekannt. Der Bundesrat schätzt, dass es etwa zwei Millionen sind.

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