Schweizer Medien haben 2011 mehr über relevante Vorgänge berichtet

Die Schweizer Medien haben im Jahr 2011 mehr über wichtige Vorgänge berichtet als im Vorjahr. So genannte Softnews rückten etwas in den Hintergrund. Zu diesem Schluss gelangt das Jahrbuch 2012 „Qualität der Medien Schweiz“.

Ein Zeitungsständer mit Schweizer Zeitungen (Archiv) (Bild: sda)

Die Schweizer Medien haben im Jahr 2011 mehr über wichtige Vorgänge berichtet als im Vorjahr. So genannte Softnews rückten etwas in den Hintergrund. Zu diesem Schluss gelangt das Jahrbuch 2012 „Qualität der Medien Schweiz“.

Es ist viel passiert im Jahr 2011: Die Umwälzungen im arabischen Raum, die Zuspitzung der Schuldenkrise, die Atomkatastrophe in Japan oder die eidgenössischen Wahlen in der Schweiz. Dies führte gemäss dem Jahrbuch dazu, dass die Schweizer Medien vermehrt über relevante Inhalte berichteten.

Auch in den Boulevard- und Gratismedien sowie auf deren Internetseiten habe die Nachrichtenlage zu mehr wichtigen Inhalten geführt. Allerdings dominierten dort mit bis zu 70 Prozent auch im Jahr 2011 Softnews wie Berichte über prominente Leute oder Wettermeldungen.

Die Kehrseite der vielen Ereignisse im Jahr 2011 sei eine „deutliche Reduktion der Einordnungsleistungen im Informationsjournalismus“, wie es im Jahrbuch heisst. Es sei vielfach nur episodenhaft über das berichtet worden, was gerade passiert sei, ohne die Vorgänge in einen Zusammenhang zu stellen.

Gemäss dem Jahrbuch steht das öffentliche Radio an der Spitze in Sachen Nachrichtenqualität, gefolgt von den überregionalen Abonnementszeitungen wie der „Neue Zürcher Zeitung“, „Le Temps“ oder „NZZ am Sonntag“. Als beste Newssites im Internet werden NZZ Online und und tagesanzeiger.ch bezeichnet.

Konzession macht keinen Unterschied

Bei den privaten Radio- und TV-Stationen stellten die Autoren des Jahrbuchs fest, dass kein Zusammenhang besteht zwischen finanziellen Mitteln und Qualität. Auch spiele es kaum eine Rolle, ob ein Sender konzessioniert sei – und somit öffentliche Gebühren erhalte und einen Leistungsauftrag habe – oder nicht.

So sei beispielsweise die Qualität der Nachrichten von Tele M1 (mit Konzession) und Tele Züri (ohne Konzession) „ähnlich niedrig“. Hingegen könnten sich die Sendungen des TV-Senders Léman bleu, der die geringsten personellen Ressourcen habe, in einigen Dimensionen mit den jenen des öffentlichen Fernsehens vergleichen lassen.

Erwähnt wird im Jahrbuch weiter die anhaltende Medienkonzentration in der Schweiz. Vorreiter dieses Prozesses sei die Tamdia AG („Tages-Anzeiger“), deren Anteil am Pressemarkt sich zwischen 2005 und 2011 fast verdreifacht habe – von rund 15 Prozent auf 41 Prozent.

Eine Folge des Konzentrationsprozesses sei, dass Medienhäuser ihre Medien als Marketing- und Vertriebskanäle in eigener Sache für nicht-mediale Produkte nutzen würden.

Um der Demokratie in der Schweiz gerecht zu werden, seien Massnahmen nötig. So schlägt das Jahrbuch unter anderem eine Förderung des Informationsjournalismus durch eine staatsferne Stiftung oder Anreize für Bezahlmodelle vor. Weiter soll die Qualitätsdebatte gestärkt werden und Medienkompetenz an den Schulen gelehrt werden.

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